Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 693.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Joseph v. Lipp, dem größten Wohlthäter der Anstalt, welcher ihr auch sein ganzes Vermögen testamentarisch vermachte.

Auf dem linken Ufer der Jagst unmittelbar am Fuße von Jagstberg liegt in reizendem Grün, von Pappeln umgeben, die niedliche St. Annakapelle, zu welcher alljährlich am St. Annentag (26. Juli) aus der Umgegend gewallfahrtet wird. Die Kapelle ist in edlem gothischem Stil gebaut. Sie stammt aus dem Jahre 1511, als Förderer des Baues wird der Amtmann Zeisolf von Rosenberg zu Jagstberg genannt. Der kleine Chor hat ein Kreuzgewölbe mit Gurten, die Fenster gothisches Maßwerk. Der eine Schlußstein des Gewölbes trägt das Monogramm J. H. S., der andere das würzburgische Wappen.

1596/97 wurde die Kapelle restaurirt, 1858 erhielt sie einen schönen holzgeschnitzten Altar. Auf dem Altar stand früher ein kleiner Flügelaltar mit Holzbildern, der jetzt im Rathhaus aufbewahrt ist und eine Restauration verdiente. 1870/71 wurde die ganze Kapelle, Chor und Schiff ausgemalt, wozu die Gemeinde bedeutende Opfer brachte. Die Bilder sind theils der Legende der heil. Anna und Jungfrau Maria entnommen, theils stellen sie die Krönung des Papstes Pius dar, theils den Sieg des Erzengels Michael über den Satan, welcher den Janus und andere Schriften der Gegner der Infallibilität in den Händen hält. Auf dem kleinen Thürmchen am Westgiebel hängen 2 Glöckchen, von denen das größere die Inschrift hat: S. Matheus. S. Marcus. S. Lukas. S. Johannes. Umgegossen von J. G. König in Langenburg 1836. Das kleinere: Gegossen von F. Klaus in Heidingsfeld. Hinter der Kapelle befindet sich die sogenannte Gnadenquelle, deren Wasser heilbringende Wirkung haben soll und weithin verschickt wird. An der einen Öffnung der Quelle befindet sich die Zahl 1589, an der andern 1646 L. F. E. H. eingegraben.

Über die Geschichte der St. Annakapelle und der Quelle siehe unten.

An sonstigen Gebäuden ist noch zu erwähnen das alte Frühmeßhaus zu St. Leonhard, das früher der Pfarrer von Jagstberg zu unterhalten hatte. Es ist die jetzige Bierbrauerei von Hammer an der Straße nach Ailringen unterhalb der Kirche und Schule. An öffentlichen Gebäuden sind außer den obigen nur ein Armenhaus und ein Schafhaus vorhanden, letzteres einsam an der Straße nach Ailringen gelegen. Thalaufwärts in

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 693. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_693.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)