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der Badau steht das ehmalige Badhaus, jetzt Privathaus. Die Badstube bestand noch 1730.

Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen, während es auf der Höhe in Ochsenthal zuweilen fehlt. An Brunnen sind ein laufender, 12 Pumpbrunnen und 4 Schöpfbrunnen vorhanden. Am Ort fließt die Jagst vorüber, durch den Ort der Roggelshäuser Bach und auf dem nördlichen Theil der Markung in „Niedermulfingen“ die Ette. Alle 3 treten zuweilen aus, die Jagst häufiger als die beiden Bäche, die übrigens auch schon großen Schaden angerichtet haben z. B. 1845, s. unten Regest. Die Jagst bringt besonders bei Überschwemmung in der Heu- und Ömdernte Schaden, weil sie alles Gras verschlemmt und so für das Vieh unbrauchbar macht. Seen bestanden früher zwei in den sog. Seegärten, welche jetzt zu Wiesen umgewandelt sind. Heuchelsteine und Tuffsteine werden auf der Markung gebrochen und letztere nach auswärts abgesetzt, Sandsteine von auswärts bezogen. Lehm, Kies und Sand sind für den Bedarf vorhanden. Gips tritt an verschiedenen Stellen zu Tage, wird jedoch nicht ausgebeutet. An der Simprechtshauser Straße kamen in den letzten Jahren öfters Erdrutschungen vor.

Interessant ist die durch den Straßenbau nach Heimhausen angerissene steile Felsenwand. Auch am Kallenberg an der Straße nach Ailringen treten Felsen zu Tag.

Eine hübsche Aussicht genießt man von den Höhen rechts und links vom Roggelshäuser Thal, auf dem Fleiner und der Löschebene nach Waldenburg, auch vom Rothberg wie von Jagstberg aus ist der Blick ins Thal freundlich.

Die Einwohner sind von kräftiger Konstitution. Die gedrungene Statur schlägt gegenüber der schlanken wie durchaus in Franken vor.

Die Haupterwerbsquellen sind Landwirthschaft und Gewerbe, welche in Mulfingen stärker vertreten sind als in der Umgegend. Der Mittelstand herrscht durchaus vor. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt ca. 23 Hektar, der des Mittelmannes 10 Hektar, die ärmere Klasse besitzt ca 1 Hektar.

An Gewerben sind vorhanden: 1 Schlosser, 2 Schmide, 3 Wagner, 1 Flaschner, 1 Glaser, 3 Schreiner, 1 Sattler, 2 Seiler, 1 Hafner, 1 Zeugweber, 2 Leineweber, 1 Küfer, 1 Färber, 4 Schneider, 6 Schuster, 6 Weißbinder, 5 Bäcker, welche auch die Umgegend versorgen, sowie je ein Korbmacher,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 694. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_694.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)