Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 696.jpg

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Die Pferdezucht ist noch nicht bedeutend, nimmt aber zu. Man zieht Landrace und benützt die Beschälplatten Künzelsau und Niederstetten. Die Pferdehaltung ist nicht stark.

Die Rindviehzucht steht der in den Nachbarorten gleich. Neckar- und Haller-Schlag in Kreuzung mit Simmenthaler ist gewöhnlich. Der Viehhandel ist stark, meist in den Händen der Israeliten. Viehmastung ist gepflegt, das Fettvieh geht an die Metzger der Gegend, besseres ins Ausland.

Der Pachtschäfer und Private halten zusammen Sommer und Winter 600 Schafe von der Bastardrace. Wolle und Thiere kommen meist an Händler.

Es werden ziemlich viele Schweine einheimischer Race in Kreuzung mit hällischer und hessischer gezüchtet, aber auch Ferkel von Außen gekauft und theils für den eigenen Bedarf theils für den Verkauf an Metzger gemästet.

Die Geflügelzucht ist bedeutend. Neuerdings werden die heimischen Gattungen mit italienischen gekreuzt und in der Umgegend abgesetzt.

1015 Morgen vorherrschend Laubwaldung, aus der jährlich 100 Klafter und 240.000 Wellen geschlagen werden, liefert vom Oberholz der Gemeinde-Kasse 1000 M. Das übrige wird an die Gemeinderechtsbesitzer vertheilt. Auf das Gemeinderecht kommen 3 Raummeter und 150 Wellen.

Neben Brach- und Stoppelfeld werden einige Ödungen als Weide benützt. Die Weiden sind gut und werden mit einheimischen Schafen befahren. Der Weidepacht erträgt der Gemeinde 1500 M., dagegen ist die Pferchnutzung dem Pächter überlassen. Die Allmanden sind zur Weide benützt. Neuerdings werden sie theilweise mit Waldpflanzen bestockt.

Das Vermögen der Pfarrkirchenstiftung, mit welcher das Vermögen der St. Annapflege, im Betrag von 5334 fl., seit 1816 verschmolzen ist, beträgt 27.238 M. Der Ertrag des Vermögens wird für die Kultkosten und die Unterhaltung der Pfarrkirche und St. Annakapelle verwendet. Die Armenstiftung, deren Entstehung unbekannt ist, betrug 1820 230 fl. Im Jahr 1855 stiftete ein Wiener Bäckermeister, der aus Mulfingen stammte, Leonhard Kanhäuser 1000 fl. zur Anschaffung von Holz und Kleidern für die Armen, sowie zur Unterstützung von Lehrlingen, die in die Fremde gehen.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 696. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_696.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)