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Speier (Staatsarch.) Um dieselbe Zeit erscheint Nagelsberg als Filial von Amrichshausen. (Amrichsh. Kirchenbuch).

Der Chor zeigt noch besseren Stil. Das Schiff ist ganz im Geschmack des vorigen Jahrhunderts gehalten. Während der Chor gewölbt ist, hat das Schiff eine flache Decke. Bemerkenswerth sind nur 4 sauber gearbeitete Grabsteine von ehemaligen mainzischen Beamten.

1. Hic jacent et resurrectionem exspectant ossa praenobilis d. Andr. Laurent. Kirchner, praefecti cellariae in Nagelsberg, cui per annos 45 laudabiliter praefuit, defuncti 1772 die 4. Junii, aetatis annorum 75, et ejusdem conjugis Mariae Annae n. Seitz. etc.

2. Hier liegt begraben Frau Anna Maria Wedellin geb. Löhrin nebens ihren Söhn- und Töchterlein, entschliefen in Gott selig den 24. Sept. 1694.

3. Hier liegt begraben der hochedle gestrenge Herr Georg Christoph Wedel, churfürstl. mainz. 36j. Amtskeller zu Nagelsberg und Künzelsau, seines Alters 61 Jahr 8 M. 22 Tage.

4. Anno 1674. den 7. Oktober ist in Gott selig entschlafen der edel und veste Herr Jeremi. Hein. Mosbach, churf. mainz. Keller zu Nagelsberg, seines Alters 47 Jahre 3 Monate.

Auf der Westseite des ziegelgedeckten Daches sitzt ein kleiner Dachreiter mit 2 Glocken mit den Inschriften: Gemeinde Nagelsberg 1871. Kirchdörfer und Cie. in Hall. Heilige Maria, bitt für uns! und: Anno 1821 gegossen von C. C. Neubert in Ludwigsburg.

Die Kirche wurde 1680 erweitert, 1821 im Innern restaurirt und ein Thürmchen aufgesetzt. 1672 am 18. Juli weihte sie der Generalvikar Stephan zu Würzburg, Bischof zu Domitiopolis, Canonikus zu Neumünster in Würzburg, sammt dem Gottesacker (Bauers Coll.). Nach pfarramtlichen Angaben soll sie auch von Joh. Bernh. Mayer, Weihbischof von Würzburg, 1716 geweiht sein.

Das Pfarrhaus, 1626 erbaut, liegt freundlich unweit der Kirche an der Hauptstraße. Dasselbe ist zweistöckig und zweckentsprechend. Die Unterhaltung hat der Staat.

Das Rathhaus, dem Pfarrhause gegenüber, ist für die Gemeinde genügend groß, scheint früher ein Privathaus gewesen zu sein.

Das Schulhaus, 1842 gebaut, ist stattlich, an der Hauptstraße gelegen und enthält außer der Lehrerwohnung zwei Lehrzimmer.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 717. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_717.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)