Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 744.jpg

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prächtigen Stuckaturarbeiten und Hirschgeweihen. Schön modellirte Hirsche und Wildschweine scheinen nahezu in Lebensgröße aus der Wand hervorzutreten. Der Ofen mit dem Namen des Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau und ihren Wappen zeigt deren Wahlsprüche: Gott gibt Glück, und Rien sans causse. Patience vince tout und die Zahl 1599. Unter dem Wappen Graf Wolfgangs steht die Zahl 160X. Die Nebengebäude des Schlosses sind von Taglöhnern bewohnt. Unmittelbar neben dem Schloß steht der fürstliche Pachthof mit ausgedehnten Ökonomiegebäuden, zwischen beiden schöne alte Pappeln. Einige hundert Schritte vom Schloß, am Weg nach Niedernhall, befindet sich die Wohnung des fürstlichen Revierförsters, ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert.

Hermersberg, alt Hermannsberg (der Berg, auf dem Hermann, vielleicht der Orngaugraf Hermann, saß, also nicht Berg eines Herimari vgl. Keller Vicus Aurelii S. 62), ist wohl zu unterscheiden von Hermannsberg bei Hohebach abgegangen, wo Gnadenthal Besitzungen hatte. H. war ursprünglich ein Hof oder Weiler. Graf Georg erbaute um 1540/50 ein Jagdschloß. Auf ihn weisen die Wappen seiner beiden Gemahlinnen, der Gräfin Praxedes von Sulz und der Gräfin Helene, Truchsessin von Waldburg. Das Thor und der Saal ist ohne Zweifel von Graf Wolfgang v. Hohenlohe und seiner Gemahlin Magdalene v. Nassau erbaut. Neben Hohenlohe hatte Schönthal den Hauptbesitz zu Hermannsberg, das halbe Gericht und Vogtei, den Stab hielt Schönthal (Amtslagerb. von Schönthal). Des Klosters Lehensleute zu Ruwenthal (abg. s. u.), Frauenzimmern (ebenso), Füßbach, Rechbach OA. Öhr. und Webern (abg.) mußten nach Hermannsberg zum Gericht gehen. 1603 vertauschte Schönthal seine hiesigen Besitzungen an Hohenlohe. Es gab auch ein Dechantsgut hier, wahrscheinlich dem Stiftsdekan in Öhringen gehörig (Schönth. Amtslagerbuch). Der allmählich vermehrte hohenlohische Besitz, zu welchem auch die Güter des abgegangenen Frauenzimmern gezogen wurden, fiel bei der Landestheilung 1552/56 an Graf Ludw. Kasimir v. Hohenlohe-Neuenstein. Der herrliche Waldkomplex mit dem Jagdschlößchen war von den Linien Hohenlohe-Weikersheim und -Ingelfingen gemeinsam verwaltet. Hohenlohe-Weikersheim, später -Kirchberg hatte 7/12. Hohenlohe-Ingelfingen, später -Öhringen, 5/12. Nach dem Aussterben

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 744. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_744.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)