Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 785.jpg

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Eine schöne Freitreppe führt in eine hohe Halle im Mittelbau der Abtei. Diese Halle dient als Treppenhaus. Eine Doppeltreppe steigt zu den 3 Stockwerken empor. Unten an der Treppe begrüßen uns die Statuen der Sapientia und Scientia. Den Eingang in das erste Geschoß schließt ein schmiedeisernes Prachtgitter, woran steht: Heilbrun CCM 1766 J F. Die Decke der Halle ziert ein großes Freskogemälde „der Triumph der Kirche über alle Völker der Erde“, in den vier Ecken eine Darstellung der vier Jahreszeiten.

Das Erdgeschoß enthält auf der nördlichen Hälfte die Wohnung des Kameralverwalters, in der südlichen Hälfte die Seminarküche und die Wohnung des Speisemeisters, das erste Geschoß die Wohnung des Ephorus zur Linken, die Amtslokale des Kameralamts zur Rechten. In letzteren ist auch der sogenannte Ordenssaal mit wenig bedeutender, aber historisch treuer Darstellung der verschiedenen Ordenstrachten und der sogenannte goldene Schrank, der sich in der Mitte öffnet und eine verborgene Thür verdeckt. Im zweiten Geschoß ist die Wohnung eines Professors, die Seminarbibliothek und die evangelische Kirche, einst der goldene Festsaal der Abtei mit schöner Stukkatur. Den Plafond bedeckte ein großes Ölgemälde, das nach der Säcularisirung übertüncht wurde. (Der betr. Beamte wurde für diese von der Kirchenbehörde angeordnete That von König Friedrich entlassen und erst von König Wilhelm restituirt.)

Dieser ganze Komplex bildet die neue Abtei, welche von Abt Angelus Münch von 1738 an ganz neu aufgeführt wurde (Chron. in Donauesch. Münchs eigenh. Eintrag). 1750 wurde der Bau mit den 3 Pavillonen vollendet und 1753 der große Festsaal von dem Münchener Maler Asam gemalt (Münchs Eintrag l. c.). Dem Abteigebäude entspricht fast in seiner ganzen Länge das Konventhaus, welches durch einen Mittelbau mit der Abtei verbunden ist. Der Mittelbau, welcher 1737 von Abt Angelus aufgeführt wurde – Baumeister war Christian Flur von Berlichingen – enthält den Speisesaal des Seminars, das alte Refektorium, im Erdgeschoß, im ersten Geschoß Wohnräume und im zweiten zwei Zimmer der Seminaristen. Das ursprüngliche Refektorium wurde niedergerissen. Unter diesem Mittelbau befindet sich der Mittelkeller, erbaut nach der Inschrift Conradus me fecit 1367 von Abt Konrad II.

Das Konventhaus, welches durch die Sakristei und den jetzt noch bestehenden Theil des Kreuzgangs mit der Kirche in unmittelbarer

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 785. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_785.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)