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in den Glaubensanschauungen und größerer Eifer für die Restauration des alten Glaubens sich geltend zu machen. Nachdem schon Abt Johann Lurtz in Simmringen den alten Glauben wieder eingeführt, begann der Konventuale Leinleuter 1628 in Wimmenthal dieselbe Arbeit (Donauesch. Chr.). Weldingsfelden wurde von Hohebach losgerissen.

Das 2. Jahrzehnt des dreißigjährigen Kriegs brachte dem Kloster furchtbare Bedrängnis. Schon 1626 lagerte Franz Albert von Sachsen-Lauenburg mit 10.000 Mann auf dem Feld beim Kloster. 3 Tage lang mußte das Kloster alle Fourage, Frucht, Wein etc. liefern. Die Saaten und Weinberge wurden verderbt, das Kloster hatte einen Schaden von 15.000 fl. (Donauesch. Chr.).

Auf die Kunde von dem Nahen der Schweden war Abt Sigmund schon 1631 am 17. Oktober mit dem Konvent geflohen, kehrte aber, da es sich als blinder Lärm erwies, bald wieder zurück. Aber am 24. Oktober verließ er das Kloster auf Nimmerwiedersehen und begab sich erst nach Horneck, dann nach Neckarsulm und Gemünd, endlich nach Kaisersheim, aber auch dort mußte er mit den Schönthaler und Kaisersheimer Mönchen 70 an der Zahl vor dem gefürchteten Schwedenkönig am 29. März 1632 weiter fliehen bis nach Stambs in Tyrol, wo die Flüchtigen im dortigen Kloster aufgenommen wurden. Abt Sigismund starb daselbst am 19. März 1633. Am 25. November 1631 erschien der schwedische Oberst Claus v. Sperreuter vor dem Kloster (mon. prima vice invasum, Donauesch. Chr., cfr. aber Schönhuth S. 150). Die noch anwesenden Mönche flohen, nur der muthige Pater Michael Diemer blieb zurück. Das Kloster wurde ausgeplündert und um 2000 fl. gebrandschatzt. Die Soldaten verübten allen Muthwillen. Doch blieben die zurückgekehrten Mönche unter dem Schutz des Schwedenkönigs sonst unbehelligt. Im folgenden Jahr am 24. April kam Graf Kraft v. Hohenlohe, dem „der Schwedenvetterle“ erst den Schönthaler Hof in Heilbronn, dann das ganze Kloster am 29. Dezember 1631 geschenkt, und nahm es in Besitz. Die Mönche wurden mit einem Viaticum abgefertigt, nur die älteren auf den benachbarten Pfarreien theilweise geduldet, mußten aber den Mönchshabit ablegen. Energisch wehrte sich der herbeigeeilte Pfarrer von Berlichingen, Michael Diemer, gegen die Entweihung der Altäre, Reliquien und des Sanctissimum durch die Soldaten. Der evangelische Gottesdienst wurde eingeführt, ein württembergischer Mag. Jakob Müller als evangelischer Pfarrer (1632 2. Adv.) eingeführt, aber 1634 nach Ellwangen berufen, worauf ihm Joh. Ernst Eckberger folgte. Der Propst von Mergentheim Johann Leonhard Meynhard, der spätere Abt, wußte Graf Kraft zu gewinnen, daß er ihn zum Amtmann bestellte. Donauesch. Chr.

Reben ihm fungirte wahrscheinlich der 1634 in Schönthal verstorbene junge Erbermann und ein Ingelfinger Bürger. Eine Gräfin von Hohenlohe erhielt ihren Sitz in Schönthal und nannte sich Äbtissin von Schönthal.

Nach der Nördlinger Schlacht verließ die Gräfin Schönthal. Pater Diemer besetzte am 21. September das Kloster wieder, holte darauf des Klosters Schafe und Vieh aus der Grafschaft Hohenlohe und hielt am 29. September das erste Amt wieder in der Kirche. 8 Mönche kehrten zurück, fanden aber das Kloster in traurigem Zustand.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 800. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_800.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)