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von Schönthal, umgeben von Wäldern auf der Hochebene zwischen dem Jagst- und Kessachthal. Der Weiler besteht aus saubern, aber kleineren Häusern und verräth, daß er aus einer Niederlassung von Arbeitern des Schlosses hervorgewachsen ist. Mitten im Dorf steht das 1842 neuerbaute Schulhaus mit Betsaal für die evangel. Gemeinde. Von dem alten Schloß sind nur noch Reste der Befestigung, der Thürme und Mauern zu sehen. Über dem kleinen Pförtlein auf der Ostseite steht die Zahl 1563 und die Wappen von Berlichingen und Geyer. Es ist also erbaut von Hans Jak. v. Berlichingen und Eva Geyer von Giebelstadt seiner Hausfrau. Vom Hauptbau ist bloß der nordöstliche Theil, in welchem sich das freiherrliche Archiv befindet, erhalten. Über dem Thor befindet sich das Wappen der Herren von Berlichingen und Thüngen mit der Jahreszahl 1577. Darüber ist die Inschrift: Anno domini 1549 hat der edle und ehrnveste Gottfried von Berlichingen dieß Haus erbaut. Auf der Stelle des alten Schloßhofes stehen jetzt das freiherrliche Amthaus und die Pächterwohnungen mit den weitläuftigen Ökonomiegebäuden.

Ein Gottesacker ist seit ca. 1860 vorhanden, früher wurden die Todten in dem bad. Unterkessach beerdigt. Im Wald Dachsbau nordwestlich von Rossach befinden sich Grabhügel. S. Alterthümer. Eine alte Straße führt von Oberkessacher Markung an Rossach vorbei nach Widdern (die sog. Sachsenstraße s. Oberkessach).

Rossach, alt Rosseriet (rozze die Lache und riot das Riedgras), war im 12. Jahrhundert der Sitz eines edelfreien Geschlechts, vielleicht eines Zweigs der Herren von Aschhausen. W. F. 5, 21.

Vom Jahr 1246 bis Mitte des 14. Jahrhunderts finden sich Bocksbergische Dienstmannen zu R. Die Feste selbst war würzburgisches Lehen. Um 1360 erwarb Beringer v. Berlichingen die eine Hälfte von R. von den Erben des alten Rittergeschlechts. Ein Theil war noch im Besitz der Herren von Neideck, bis auch er an die Herren von Berlichingen kam, in deren Besitz es das Stammhaus der Linie Berlichingen-Rossach bildet.

Das Siegel der Herren von Rosseriet zeigt einen gespaltenen Schild, dessen rechte Hälfte 3 mal getheilt ist, wie das Siegel der Herren von Enslingen-Hürlbach, mit denen sie in naher Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen. W. F. 5, 24.

Kirchliches: Rossach gehörte vor der Reformation wahrscheinlich nach Oberkessach, nach der Reformation zur Pfarrei Jagsthausen, weswegen Hans Jakob v. B. dem Pfarrer zu Jagsthausen 20 fl. jährlich aussetzte, hatte aber durch die Brüder Hans Konrad und Melchior Reinhard einen eigenen Pfarrer erhalten (Jagsth. rothes Buch); später

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 818. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_818.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)