Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 850.jpg

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Schulhaus, welches ursprünglich das Meßnerhaus war. Jetzt steht das Schulhaus mitten im Dorf. Es ist ein freundliches, zweckmäßiges Gebäude, das 1840 neu gebaut wurde. Dasselbe enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, im Dachstock die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Schule ist eine Arbeitsschule verbunden. Auf dem kleinen Thürmchen hängt ein von C. König in Langenburg umgegossenes Glöckchen. Die Gemeinde besitzt eine kleine Kelter mit 2 Bäumen. Außerdem sind noch 3 Privatmostpressen vorhanden. Für die Ortsarmen besteht ein kleines Armenhaus. Die Hauptstraße des Ortes ist chaussirt, die übrigen im Dorf sind in ziemlich gutem Zustand. Mit Wasser ist das Dorf genügend versehen. Starke Quellen finden sich auf den Fluren „Urtheil“, „Ziegelhalde“ und „Stein“. Es sind 3 Pumpbrunnen vorhanden, welche gutes Wasser geben. Auf der Markung finden sich Rauh- und Tuffsteinbrüche, sowie Lehmgruben.

Die Vermögensverhältnisse sind mittelmäßig. Der Vermöglichste besitzt 30 Morgen, der Mittelmann 24 Morgen, die ärmere Klasse 1–8 Morgen. Auf den umgebenden Markungen besitzen die Ortsbürger 12 Morgen.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau.

In dem Seitenthal ist eine Ziegelhütte; vom Ginsbach wird beim Dorfe eine Mahlmühle mit einem Gerbgang und zwei Mahlgängen getrieben. Zwei Spezereikrämer und zwei Wirthschaften sind im Dorfe. An Handwerkern sind vorhanden 2 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Schuster, 2 Schneider, 3 Weber, die sämmtlich nach außen arbeiten. Korbflechten und Besenbinden auf Bestellung wird als Nebengewerbe betrieben.

An Stiftungen sind 35 Jahrtagsstiftungen vorhanden, aber keine Armenstiftungen.

Die kleine Markung theilt den Charakter der kleinen Seitenthäler der Jagst: steile Berghänge, enge Thalsohle und rauhe Hochebene. Der Boden zeigt starke Lehmablagerungen und Thon, aber auch Kalkerde. Unter den Wiesen sind einige sumpfig mit saurem Futter.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und das Futtererzeugnis großentheils gut. Die Wiesen sind zweimähdig, 30 Morgen können bewässert werden.

Der Weinbau ist bedeutender als in Ober-Ginsbach.

An Wald besitzt die Gemeinde 69 Morgen Laubwald, aus

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 850. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_850.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)