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Westernhausen gegossen, zur Zeit, wo Valentin Bölz Schultheiß war 1784.

Jenseits der Jagst stand die Antoniuskapelle, von der nur noch ein altes Bild mit der Jahreszahl 1602 erhalten ist. Dieselbe wurde 1868 beim Bau der Straße nach Aschhausen abgebrochen. Die bauliche Unterhaltung der Kirche ist Sache der Kirchengemeinde. Der Gottesacker liegt um die Kirche her und wurde 1839 erweitert. Das Pfarrhaus, wenige Schritte unterhalb der Kirche gelegen, freundlich und sonnig, ist 1609 erbaut. Das alte Pfarrhaus wurde 1608 von Abt Theobald von Schönthal an den Zimmermann Stephan Burkhard von Eßlingen (Heßlingen? Heßlingshof) für 140 fl. verkauft. Die Pfarrscheune ist 1687 neuerbaut. Die Baulast hat der Staat.

Das ansehnliche Schulhaus steht im mittleren Dorf. Es enthält das Rathszimmer, zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, neben dem noch ein Lehrgehilfe unterrichtet. Es besteht auch eine Arbeitsschule. Das Schulhaus wurde 1843/44 erbaut und ist Eigenthum der Gemeinde, die es auch unterhält. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine kleine Kelter, erbaut 1665, mit einem Baum und 4 Pressen, sowie ein Schafhaus.

Die Kirchenpflege hat ein Vermögen von 12.000 M., das aus Jahrtagsstiftungen erwachsen ist.

Die Einwohner sind kräftig gebaut und gesund. Eigenthümlich ist die öftere Wiederkehr von Epidemien. Nicht nur die Pest im 30jährigen Krieg, die ganz Franken heimsuchte (1634, 35. 36), kostete viele Opfer, sondern auch die Jahre 1684, 1781, 1826 und 1865.

Die Gemeinde Westernhausen hat sich in den letzten Jahren wesentlich gehoben. Seit 1842 sind 150 Personen noch Amerika und Australien ausgewandert, was der Gemeinde zum Besten gereichte.

Zechen bei Taufen und Hochzeit, wie Leichentrünke sind üblich.

Die Vermögensverhältnisse sind annähernd dieselben wie in den benachbarten Thalgemeinden. Jeder findet sein Auskommen, Bettler sind keine vorhanden, wie auch kein Armenhaus. Der vermöglichste Einwohner besitzt ca. 42 Morgen, der Mittelmann 20, die ärmere Klasse 1–10 Morgen. Auf auswärtigen Markungen haben einige Bürger Güter, aber in geringer Ausdehnung, so auf der Markung Winzenhofen, Sindeldorf, Bieringen, Schönthal, Crispenhofen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 871. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_871.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)