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Hügel, umgeben vom Gottesacker. Es wurde 1745 an der Stelle einer kleinen Kapelle gebaut und gleicht in seinem Bau der wenige Jahre später erbauten Kirche von Simprechtshausen und war gleich dieser Filialkirche von Mulfingen. Eigenthümlicherweise ist der Chor nicht nach Osten, sondern nach Süden gerichtet. Der Baumeister scheint der Kirche die Richtung von Nord nach Süd gegeben zu haben, um den Nordgiebel mit dem Thürmchen als Schauseite dem Dorfe zuzukehren. Der Chor schließt vieleckig, nahezu im Halbkreis. Er enthält den Hochaltar, welcher dem hl. Georg geweiht ist. Im flachgedeckten, mit Stuckatur gezierten Schiff sind 2 Nebenaltäre, der Jungfrau Maria und dem hl. Donatus als Schutzpatron wider Ungewitter geweiht. Die Wände sind einfach getüncht. Auf dem Thürmchen, einem schiefergedeckten Dachreiter, hängen 3 Glocken, von Zoller in Biberach 1867 gegossen.

Das Pfarrhaus, die Wohnung des Expositurvikars, wurde 1850/51 von der Gemeinde erkauft und zur Wohnung des Ortsgeistlichen umgebaut. Es liegt freundlich in einem Garten an dem äußersten Ende des Dorfes gegen Bartenstein und ist genügend groß und gut unterhalten. Die Unterhaltungspflicht hat für Kirche und Schule die Bezirksgemeinde Zaisenhausen und Staigerbach.

Das Schul- und Rathhaus, hart an der Ette, liegt etwas zu tief und hat darum bei Regenwetter unter Feuchtigkeit zu leiden, bietet auch nur wenig Raum und wird wohl in den nächsten Jahren einem Neubau weichen müssen. Es ist 1616 erbaut und enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Volksschule ist eine Arbeitsschule verbunden.

An öffentlichen Gebäuden ist noch ein Armenhaus und ein Schafhaus mit Scheune vorhanden. Die Weinbergbesitzer keltern ihren Wein auf Privatkeltern.

Mit Trinkwasser von guter Qualität ist der Ort reichlich versehen, da an den Bergabhängen ziemlich viele Quellen sich finden. Nahe beim Ort ist der Mariengartenbrunnen, westlich vom Dorf auf der Höhe der Honigbrunnen. Im Orte sind 3 laufende, 1 Pumpbrunnen und 8 Schöpfbrunnen. Außer dem Ettebach und dem Pippibach berührt noch der kleine Bach, der aus dem Staigerbacher Thälchen kommt und unterhalb des Orts in die Ette mündet, die Markung.

Schädliche Fröste und starke Nebel sind in dem Thale nicht selten. Hagelschlag kehrte in den letzten 10 Jahren zweimal wieder.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 881. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_881.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)