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Korn- und Werksteine werden in einem Steinbruch auf der Neuebene gebrochen, Sandsteine aber von außen bezogen.

Die Haupterwerbsquellen sind Ackerbau und Viehzucht, Weinbau und Obstzucht. Gewerbebetrieb ist gering, am stärksten vertreten sind Schuhmacher. An der Ette befindet sich eine Mühle mit 2 Mahl- und einem Gerbgang. Zwei Schildwirthschaften und ein Kaufladen sind vorhanden. Der Nahrungsstand ist ziemlich günstig, namentlich im Filial Staigerbach. Der vermöglichste Grundbesitzer hat 70 Morgen, der Mittelmann 25 Morgen, der geringere Mann 1 Morgen. Auf auswärtigen Markungen haben die Ortsbürger 12–14 Morgen.

Die Stiftung besitzt ein Kapital von 8195 Mark. Zur Gründung einer selbständigen Pfarrei wird ein Pfarrfond gesammelt, wozu Mich. Hammer 1862 125 fl. gestiftet hat. Der Fond besitzt bis jetzt 3200 Mark.

Der Boden auf der mittelgroßen Markung enthält vorherrschend Kalkerde. Auf der Ebene ist er schwer und hitzig, meist steinig und seicht.

Der Gartenbau ist nur für den eigenen Bedarf berechnet; Der Weinbau auf 70–75 Morgen beschränkt. Die Obstzucht hebt sich.

Die Gemeinde besitzt 300 Morgen vorherrschend Laubwald. Von dem Holzertrag wird das Bodenholz an die Bürger vertheilt, deren jeder ca. 4 Rm. Prügel und 200 Wellen erhält, der Erlös des übrigen Holzes mit 500–700 M. fließt in die Gemeindekasse. An Weide sind 7–8 Morgen vorhanden, sodann werden neben Stoppel- und Brachweide die Ödungen benützt. Das Weiderecht haben die Gemeinderechtsbesitzer, denen die Pferchnutzung zufällt. Die Güterstücke der Gemeinde sind dem Lehrer, Schäfer und Farrenhalter zugetheilt. Von Schafen werden die sog. mittleren Bastarde, im Winter 250 Stück, im Sommer 250 Stück mit Lämmern, gehalten. Jeder Gemeinderechtsbesitzer darf 5 Stück Schafe halten.


Alterthümer. Hart an der Grenze des Oberamts gegen die Markung Adolzhausen, OA. Mergentheim, hinter Staigerbach stand wahrscheinlich eine Burg Wolfhardsburg auf dem Walddistrikt Wolfhardsberg, von der jedoch alle Spuren verschwunden sind. Ebenso deutet der Flurname Borstel auf der nordwestlichen Höhe über dem Dorf unzweideutig auf einen alten Burgstall.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 882. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_882.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)