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Brüchen über Künzelsau, an der Straße nach Waldenburg, enthält diese Bank noch zahlreiche andere Petrefakten, unter welchen insbesondere große Exemplare von Mytilus eduliformis auffallen[1].

Die Schichten c. und e. sind das Hauptlager des Ceralites semipartitus, der aber auch in den übrigen Schichten des vorstehenden Profils und unter der Terebratelbank noch vorkommt.

Erwähnung verdient noch das kleine Dolomitschichtchen bei f, das auf große Entfernung mit auffallender Regelmäßigkeit wiederkehrt[2].

Die Lettenkohlenformation beginnt unmittelbar über dem Bonebed des Muschelkalks. Die ca. 20 m mächtigen Schichten bestehen aus Mergel in allen Übergängen zum Thon, die festeren Schichten sind oben dolomitische Steinmergel, unten Sandsteine, die das in praktischer Beziehung wichtigste Glied bilden. Eine brauchbare Kohle wurde auch in unserem Bezirke trotz der vielen bergmännischen Versuche nicht aufgefunden; dagegen ist eine durch Thon (Letten) stark verunreinigte Kohle sehr verbreitet.

Rings um unseren Bezirk, bei Roigheim, Pfitzingen, Gerabronn, am Eichelhof über Untermünkheim, am Weg von Geislingen nach Herdtlingshagen und Rückertsbronn u. s. w., werden 8-10 Meter mächtige Sandsteinlager ausgebeutet. Dieser Sandstein scheint in unserem Bezirke nicht vertreten oder auf unbedeutende Schichten reduzirt zu sein. Die Sandsteinbänke, welche am Wege von Künzelsau nach Dörzbach, bei Steinbach und Hermuthshausen abgebaut werden, liegen zwar auch noch unter der Kohlenschichte, gehören aber einem höheren Horizonte, dem sogenannten Stengelsandsteine[3], an. Diese Sandsteine sind von hellerer Farbe, gröberem Korn als der untere Lettenkohlensandstein und erreichen nur eine Mächtigkeit von 1-11/2 Meter. Hier kommen senkrechtstehende bis fingerdicke Pflanzenstengel vor, welche nicht selten die Schichten 20-30 Centimeter lang quer durchsetzen. Diese knorrigen, krummen und verwundenen Stengel, welche das Aussehen einer Wurzel oder eines Rhizoms haben, zeigen sehr tiefliegende Augen für Nebenzweige

  1. Das bei Quenstedt, Handbuch der Petrefaktenkunde Taf. 54 Fig. 3 abgebildete Exemplar stammt von da.
  2. Vergl. das Profil: Beschr. des OA Neckarsulm S. 20.
  3. Vergl. Quenstedt Begleitworte z. geogn. Atlasbl. Hall S. 16.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 011. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)