Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 021.jpg

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nur die untersten Schichten derselben, sie schwillt erst in einiger Entfernung vom Thalrand zur vollen Mächtigkeit an. Den Steilhang des Muschelkalkes deckt mächtiger Bergschutt; auf der Nordseite ist hier meist Wald, auf der Südseite aber in den Weinbergen ziehen sich mächtige Steinwälle von der Anhydritgruppe bis zur Lettenkohle den steilen Hang des Berges hinauf.

Am besten aufgeschlossen sind diese Schichten auf dem Wege von Ingelfingen nach Lipfersberg. In der Thalsohle ist man im Röth, wo die alte Straße die neue zum erstenmal trifft, stehen in einem verlassenen Steinbruche die Schaumkalkbänke an, wo die alte Straße die neue wieder verläßt, führt sie auf den Schichten der Myophoria orbicularis, die hier mit dieser Muschel förmlich gepflasterte Treppen bildet, in die Höhe. Weiter oben, wo die alte Straße die neue zum letztenmal schneidet, ist in einer Mergelgrube am Weg die gegen 10 ctm. dicke Hornsteinbank und die Zellenkalke der Anhydritgruppe. Von hier bis zum Dorfe Lipfersberg schneidet nun die Straße in die Enkrinitenbänke des Muschelkalkes ein, die hier ihren ganzen Reichthum an Petrefakten zeigen. Auf dem Feldwege von Lipfersberg nach dem Hochhölzle, wo in der topographischen Karte die Bezeichnung „Mittleresfeld“ steht, liegen in dem Steinhaufen Blöcke von Terebratula cycloides und vereinzelte Ceratites nodosus.

Hier steht man auf den mittleren Schichten des oberen Muschelkalks und blickt hinüber über das kleine Seitenthal, welches bei Niedernhall in’s Kocherthal mündet. Auf der linken Seite dieses Thales zwischen Kocher und Kupfer liegt in der Umgebung von Hermersberg, in derselben Höhe wie hier der mittlere Muschelkalk, dort die Lettenkohle. Derselbe Höhenunterschied zeigt sich in der Anhydritgruppe: der Gyps, welcher am Hochhölzle ca. 100 m über der Thalsohle des Kochers ansteht, wurde im Ziegeleistollen angefahren, der unterhalb Niedernhall von der Thalsohle des Kochers aus getrieben wurde. Mit der Mündung des kleinen Seitenthales bei Niedernhall ist der Röth wie abgeschnitten und an der Steige nach Neufels fallen die Schichten steil gegen Westen, ebenso vom Halberg gegen Weisbach und Crispenhofen. Diese Dislokation der Schichten ist sogar im Jagstthal noch an dem starken westlichen Einfallen des Wellenkalks bei Marlach und seinem raschen Verschwinden unter der Thalsohle bei Westernhausen sehr wohl bemerkbar. Wir haben es hier mit einer Verwerfung zu thun, welche dem oben bezeichneten Seitenthale entlang über Niedernhall, Crispenhofen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)