Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 032.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Aufbrechen in Schollen zerfällt, hält sehr lange die einmal aufgenommene Feuchtigkeit zurück. Obwohl bei dem Schleißboden nicht der Kalk, sondern der Sand- und Thongehalt überwiegt, so zeigt derselbe doch ein ganz analoges Verhalten, was für den Landwirth eine Reihe von Mißständen mit sich bringt. Ist der Herbst trocken und es treten vor den Winterfrösten die üblichen Herbstregen nicht ein, so „wintern“ die Saaten in dem feinen lockeren Boden sehr leicht „aus“; frühzeitiger Regen im Herbst aber verhindert, durch die harte Rinde, welche er auf diesem Boden bildet, das Keimen der Samen, und das kräftiger keimende Unkraut überwuchert die Saaten. Den Winter über schließt sich der Boden, der im Frühjahr mit dem Pflug aufgelockert in große Schollen zerfällt, welche die Feuchtigkeit noch lange zurückhalten. Dies macht den Boden kalt, verzögert das Keimen der Frühjahrssaat oder verhindert es nach Umständen ganz.

Der Schleißboden bedarf daher mehr Saatfrucht als andere Böden und muß im Frühjahr spät und im Spätjahr früh bestellt werden, weil kräftige Pflanzen dem Auswintern besser widerstehen, oder die harte Rinde des Bodens eher zu durchbrechen vermögen. Im Frühjahr aber müssen die vom Pflug aufgerissenen großen Schollen mit einem bei diesem Boden unentbehrlichen Ackergeräthe, den sogenannten Ringelwalzen, zerdrückt werden, da sie beim Austrocknen nicht von selbst zerfallen.

Gegen die allzugroße Feuchtigkeit dieser Böden hilft man sich mit Drainiren, dem Schließen wirkt am besten unverrotteter Strohmist entgegen, und doch ist anhaltende Trockenheit bei diesen Böden ebenfalls nachtheiliger, als bei anderen.

Eine in dem Bezirke weit weniger verbreitete Bodenart als die vorhergehende bildet der mittlere Muschelkalk. Hieher gehören die Felder, welche, vom Kocher- und Jagstthale aus gesehen, in halber Höhe der Berge liegen und sich manchmal tief in die Seitenthäler hineinziehen, oder die Flächen auf den niederen Höhen zu beiden Seiten der Jagst unterhalb Dörzbach, über die sich erst weiter entfernt vom Jagstthale der obere Muschelkalk erhebt.

Die hellgrauen lockeren Mergel der Anhydritgruppe, die so reich an Bestandtheilen der verschiedensten Art sind und Thon, Kalk, Bittererde, Gyps, Bitumen u. s. w. enthalten, liefern einen sehr feinen tiefgründigen Boden, der nach den Lehmböden auf der Höhe zu den besten des Bezirkes gehört. Mergelgruben

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 032. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_032.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)