Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 055.jpg

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Seen im Muthof und im Büschelhof mit 15 und 18 a und das „rothe Loch“ bei Muthof mit 7 a.


Landschaftlicher Charakter und Naturschönheiten.

Der Bezirk liegt ganz im Gebiet des Muschelkalks, und gehört überdies zur fränkischen Hochebene, die von den beiden scharf und tief eingeschnittenen Flußthälern des Kochers und der Jagst durchbrochen wird. Schöne Wälder, vorwiegend Buchenwälder, auf den Höhen und an den steilen Winterhalden der Thäler, saftige Wiesen im stillen Thalgrund, wohlgepflegtes Ackerfeld mit hochgepflügten Beeten, mühsam gebautes Weingelände, mit langen oft von Busch und Baumwerk bewachsenen Steinwällen, „Steinrasseln“, dazwischen an den sonnigen Thalwänden, Burgen und Burgruinen auf überraschend anmuthig gewählten Bergvorsprüngen, Städtchen und Dörfer im Thale sich flüchtend vor dem Hochwasser und darum hineingebaut in Seitenthälchen, auf der Hochebene stattliche Weiler und Höfe, sorgsam eingebettet in kleine Mulden, Wasser gewährend und auch Schutz gegen das wilde Heer der Stürme, welche mit furchtbarer Gewalt im Frühjahr und Herbst über die Ebene hinbrausen.

Für die Landschaft des Bezirks ist der Gegensatz von Berg und Thal ebenso maßgebend wie für die lokalen Verhältnisse und zum Theil auch für die Sprache. Dort wohlgebaute Häuser mit hochgiebligen Scheunen, die Schlösser des Bauernadels, hier bescheidene, zahlreich bevölkerte Häuslein; dort landschaftliche Art, die vielfach an das nahe badische Bauland und den östlichen Odenwald erinnert, hier vielfache Ähnlichkeit mit den Flußthälern von Mittelschwaben; dort solider Wohlstand, hier mühsam ringendes Auskommen; dort die rauheren Sprachtöne, hier größerer Einfluß der Städtekultur.

Näher bestimmt, scheidet sich der Bezirk landschaftlich in vier Theile: 1. die beiden langgestreckten Flußthäler von Jagst und Kocher, deren Mittellauf größtentheils in den Bezirk fällt; 2. die Höhe zwischen beiden Thälern, am Südost- und am Westende äußerst schmal, in der Mitte des Bezirks ansehnlich breit; 3. im Südwesten ein schmaler Waldsaum längs des Kocherthals, der am Südwestende zum herrlichen Waldgebiet um Hermersberg zwischen Kocher und Kupfer sich ausdehnt; 4. östlich und nördlich größere Stücke der Hochebene, beide durch das unvermuthet einspringende

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 055. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)