Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 059.jpg

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Vorbei an dem kleinen Ganertshausen und dem zur Linken hochgelegenen Weiler Hirschbronn führt der Weg zu dem freundlich auf beiden Seiten der Ette gelegenen Zaisenhausen. Zur Linken das in sauberem Renaissancestyl gebaute Kirchlein auf einer Anhöhe, führt zur Rechten eine schöne Straße durch Rebengelände auf jene von Geisterspuk erfüllte, vom Blut der Schlacht von Herbsthausen getränkte Hochebene zwischen Tauber und Jagst-Ette, deren weit ausgebreiteter Wald auf den Trümmern zahlreich untergegangener Ortschaften seit 2–3 Jahrhunderten emporwuchs. Die Wälder sind aber auch der einzige Reiz für diese in winddurchfurchter, aber fruchtbarer Ebene gelegenen besonders wohlhabenden Orte Staigerbach und Hollenbach, welche nächst Hermuthausen die bestgebauten Sitze bäuerlichen Reichthums sind. Eine steile Steige führt hinab zu jenem unvermutheten Wendepunkt der Jagst bei Ailringen. Zur Linken steigt von dem Uferrand eine mit Wald bedeckte Bergwand empor. Geradeaus ragt über dem freundlichen Orte Ailringen seine prächtige spötgothische Kirche, vom Gottesacker umgeben, auf einem Vorsprung, nach Norden erschließt sich der Eingang ins waldesdunkle wilde Rißbachthal mit seiner alten Burg und dem „grönischen“ Brunnen. Jagstabwärts werden die Thalwände sanfter, die Weinberge auf der sommerlichen rechten Seite des Thales ziehen sich nun fort bis unterhalb Krautheim und spärlicher bis zur Grenze des Oberamts bei Berlichingen. Die Thalstraße zieht ununterbrochen auf dem rechten Ufer hin. Bald sehen wir zur Linken die mächtige, von König Friedrich I. für die Truppenbewegungen nach Norden (Mergentheim) erbaute Brücke von Hohebach, und dann das regsame Dorf Hohebach, wie es von seiner neuerbauten romanischen Kirche aus sich allmählich zwischen mehreren kleinen Bachrinnen ausbreitet. Wenige km unterhalb Hohebach steigt das bewaldete Ufer steil aus der Jagst empor, Tuffsteinfelsen treten zu Tag und geben der Thalwand reichere Gliederung. Mitten aus dem Waldesdunkel sieht die alte Kapelle zu St. Wendel mit ihrer Einsiedlerhöhle auf einem Tuffsteinfelsen auf den Wanderer herab. Das Thal erweitert sich, ein Seebecken, dessen Westrand die Wand von Krautheim gebildet, scheint sich vor uns zu dehnen, jetzt eine liebliche fruchtbare Aue, in welcher der große, stadtähnliche Marktflecken Dörzbach und das badische Dörflein Klepsau liegen. Rebengelände auf der einen, steile Waldeshänge auf der andern, drei einmündende Thäler geben Dörzbach mit seinem Schloßbau einen landschaftlichen Reiz, wie

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_059.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)