Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 060.jpg

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ihn außer Schönthal kein Ort des Jagstthals im Bezirk mehr hat. Freilich malerischer noch ist die Lage des bald sich zeigenden bad. Städtchens Krautheim auf stolzer Höhe über dem Thal mit alterthümlichen Schloßbauten, einst die Herberge der reichen Edelherrn von Krautheim, der Johanniter und Deutschherrn, des Erzbischofs von Mainz und seiner adeligen Amtleute. Uns zur Rechten liegt in stillem abgeschiedenen Wiesenthälchen das kleine allmählich sich empor arbeitende Laibach und darüber das alte Schloß der Herrn von Berlichingen, jetzt Eigenthum des Freiherrn von Racknitz. Wir steigen auf dem linken Ufer steil zu der kahlen Meßbacher Höhe hinan, einer Schafweide, welche nur einen Blick auf die Hochebene des badischen Baulandes und des O.Amts Mergentheim gewährt. Aber sobald das Terrain nach Südwesten fällt, bietet sich ein wohlthuender Blick auf die Thalmulde des Meßbachs, auf seine stolz herüberschauende Kirche in reichem Renaissancestil, eine Nachbildung der Schönthaler Klosterkirche, auf das von Thürmen flankirte freiherrlich v. Palm’sche Schloß mit seinen schönen Gärten und Parkanlagen.

Nur durch einen schmalen Bergrücken getrennt vom Meßbachthal, zieht sich das ungewöhnlich enge Wiesenthälchen des Ginsbachs zur Jagst. Kaum findet das Pfarrdörfchen Oberginsbach mit seiner gothischen Kirche Raum. Das Thälchen erweitert sich, der Weinbau mehrt sich bei Unterginsbach und dem langgestreckten und weit ausgedehnten Altkrautheim, dessen Lage ihre Reize durch das gegenüberliegende Städtchen Krautheim auf hoher Felsenwarte, den kleinen Weiler Thalkrautheim mit seinem Kirchlein und den thalabmärts gelegenen schönthalischen Hof Gommersdorf, jetzt zu einem Dorf angewachsen, empfängt. Die Wanderung die Jagst abwärts wird nun einförmig, immer kehren dieselben Formationen wieder bis Bieringen. Während das rechte Ufer der Jagst, fast durchaus badisches Staatsgebiet, mit den Pfarrdörflein Gommersdorf und Winzenhofen, steilere und härtere Formen zeigt, erhebt sich zur Linken sachte ansteigendes welliges Ackerland, zeitweilig unterbrochen durch eine vom Fluß in scharfer Biegung angefressene Felswand, welche das Thal zu schließen scheint. Einzeln treten noch erratische Tuffsteinblöcke unterhalb Altkrautheim auf. Die Dörfer Marlach und Westernhausen, umgeben von einem dichten Obstwald, ziehen sich je den einmündenden Bachthälern entlang von der Jagst aufwärts. Wir verlassen bei Marlach das Jagstthal einstweilen und wandern das bald enge werdende Sindelbachthal vorbei an der alterthümlichen,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)