Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 141.jpg

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Thiere: dr ratt Ratte, âchherle Eichhörnchen; hâhepfer, gråshepfer Heuschrecke, auswerfel Maulwurf, moudel, rêchəmoudel Molch; schåfkopf, schåfwerm Engerling; dr raub. molkenstehler Schmetterlingsart; pfriəm Bremse; emmerling Hänfling, båchfink, golle auch goldroschdel, d’ hëtze Elster; kiel stossən Flügel bekommen.

Zeit, Jahr und Tageslauf: heind heute Abend; nechte gestern Abend, gester, vornechde vorgestern; ən andre wuchən nächste Woche; a mol z’Jåhr übers Jahr; s’ béd leitən Morgens und Abends (nicht uffemergəleitən); morchən, z’ halwer åbed um die Mitte des Nachmittags, åbed vor und nach 11 Uhr Mittags, veschber, eməs Imbiß jedes Essen; welle zeit is? zwischə liəchd; jetzi letzthin; grod, alləweil eben jetzt; dr alləweilig pfarr der jetzige Pfarrer; imål zuweilen, allbott häufig, sëllə mol damals; for a weil einstweilen, all emes alle Augenblicke; ə nîdle einen Augenblick, nidweis zeitweilig; ə vadderonser lang.

Witterung: s rechert, s niwwelt, s kisselt, s schneichd, Oberkess. schneed, s dunnerd, s wêderlâchəd; des is a mål a butzən gwë ein Schauer, Regen oder Schnee oder beides unter einander; d kelt hat se gstossən die Kälte ist gebrochen; s’ gschlafft, wenn das Feld Nachts friert und den Tag über aufthaut; s lêhlt ganz, wenn die Hitze an heißen Sommertagen im Freien, oder im Winter bei großer Ofenwärme einen hohen Grad erreicht; d’ beckəbuəbən fliəchən es schneit; heind recherts nor a mål d. h. beständig fort.

Wetterregeln: Wenns in den 12 Nächten viel duftet, gibts ein gutes Jahr. Helle Weihnachten, finstere Scheunen. Sonnenschein an Fåschənåcht bringt viel Flachs. An diesem Tag müssen die Bäume geputzt werden. Die Hohlwege müssen voll Schnee werden, dann gibts ein gutes Jahr. Wenns an 40 Ritter gefriert, so frierts noch 40 Nächte, frierts nicht, so noch 41 Nächte. An Gertraud (17. März) zieht man den ersten Weinstock auf. Am S. Joseph läßt man die Lämmer auf die Wiese. Am 25. März fängt das Gras an zu wachsen und bleibt nicht mehr drinn, wenn mans mit dem Holzschlegel hineinschlägt. Wo der März an Spaun hinschiebt (einen Possen spielt) holt ihn der Hansdack wieder. Wenns im März viel regnet, regnets an Hansdack wieder. Wenn’s dem Heiland ins Grab friert, so schadet kein Frost mehr. Wer am Osterfest die Hände mit Thau wäscht, darf, wenn ein Vieh überfüttert ist, nur mit der Hand über dessen Leib fahren. Wenns Korn vor Wallburgi schoßt, so schneidet man nach Jakobi. Wenns am 1. und 6. Mai regnet, dann heißts: Johann, füttere deine Pferde (weil am 6. Mai Johann v. der Pfordten im Kalender steht), d. h. im nächsten Frühjahr wird’s Heu theuer. Pfingsten naß, viel Scheuern und Faß. Wenns an Trinitatis regnet, regnets die folgenden 7 Sonntage. Regnets an Urbani 25. Mai, so nimmt der Most ab bis in die Kufe. An Lichtmeß, Walburgi und Jakobi soll man keine Nadel anrühren, sonst ziehen alle Gewitter nach. Wenns an Hansdack regnet, so gibts keine Nüsse. Wenns an einem Marientag regnet, so regnets noch 4 Wochen. Kilian (8. Juli) soll der Häcker aus dem Weinberg gehn, d. h. der Weinberg soll jetzt besorgt sein. Wenns an Alexi regnet (17. Juli), schlägt die Frucht auf. Wenns an Bartholomäi schön ist, kann man an Michaelis (29. Sept.) noch in allen Klingen und Klauschen Öhmd machen; d. h. es gibt einen schönen Herbst.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)