Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 157.jpg

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am besten; im braunen Feld gedeiht sie auch noch, wenn der Jahrgang nicht zu trocken ist; im weißen Boden gedeiht sie am wenigsten, weil der Boden oft zu sehr geschlossen ist, was die Kartoffel gar nicht ertragen kann. In nassen Jahrgängen, wie z. B. im Jahr 1879, war die Ernte ganz unbedeutend. Im Thal und auf dem braunen Feld ist der Hanf, auf dem weißen Feld der Flachs vorherrschend. Wird auf dem braunen Feld Flachs gebaut, so muß der Lein früh gesät werden wegen der Erdflöhe und heißt „Frühlein“. Der Klee gedeiht im Thal und auf dem braunen Feld besser, als auf dem weißen. Ist der Mai trocken und warm, so leidet der Klee oft durch die Erdflöhe. Bei guter Bearbeitung und guter Düngung ist auch der weiße Boden dem Klee noch günstig, und es kommt gegenwärtig häufiger vor als früher, daß Klee in’s weiße Feld kommt. In einigen Orten des Bezirks wird ziemlich Kleesamen aus dem im braunen Feld stehenden rothen Klee gewonnen, wie z. B. in Stachenhausen, Dörrenzimmern. Es würde sich lohnen, wenn diese Kultur bei den gegebenen günstigen Verhaltnissen noch mehr Berücksichtigung fände.

6. Die Vertheilung von Grund und Boden an die einzelnen Grundbesitzer ist sehr verschieden. In den Thalorten, namentlich in denen mit Weinbergen, ist das Feld sehr parzellirt und die Anzahl der Parzellen sehr groß, die einzelnen Grundstücke deshalb mitunter sehr klein. Stücke mit 1/8 Morgen oder 4 Ar sind nichts Seltenes. Auf der Höhe ist es besser; die Gutsbesitzer haben nicht blos mehr Güter sondern auch größere Stücke. Größere Güter sind nicht viele im Bezirk, außer der Staatsdomäne Schönthal mit über 160 Hektar und Hermersberg (Standesherrschaft) mit gegen 90 Hektar sind es noch 8 Rittergüter mit 90 bis 240 Hektar, nemlich in Aschhausen, Bodenhof, Halsberg, Laibach, Meßbach, Neuhof, Rossach, Schloßstetten.

7. Die Fruchtfolge ist mit Ausnahme der größeren Güter und der Thalorte fast ohne Ausnahme die der Dreifelderwirthschaft. Dazu trägt das weiße Feld auf der Höhe nicht wenig bei, indem dasselbe für die reine Brache sehr dankbar ist. Auf den größeren Gütern findet sich eine rationelle Bewirthschaftung, und es haben die in der Nähe liegenden Orte dies theilweise schon nachgemacht, wie z. B. in Aschhausen. In den Thalorten findet sich eine Abweichung von der Dreifelderwirthschaft, weil es bei der zahlreichen Bevölkerung darauf

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)