Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 160.jpg

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in welchen der auf der Spreite rös gewordene Hanf und Flachs, nachdem er vorher durch Feuerhitze geröstet worden ist, gebrecht wird.

An Hackfrüchten kommen im dritten Feld vor Kartoffeln, die im Thal und im braunen Feld, wie schon bemerkt worden, besser gedeihen als im weißen. Zur Auffrischung des Saatguts hat der landwirthschaftliche Bezirksverein im Frühjahr 1880 aus Sachsen 600 Centner Zwiebelkartoffeln bezogen, welche an Mitglieder verkauft wurden, und welche im Sommer 1881 so gut gerathen sind, daß der größte Theil der Ernte zum Stecken für das Jahr 1881 aufbewahrt wurde.

Die Hülsenfrüchte, Erbsen und Linsen, haben vor einigen Jahren durch den Erbsen- und Linsen-Rüsselkäfer stark gelitten; in den letzten 2 Jahren war es wieder besser in dieser Beziehung. Erbsen werden mehr gebaut als Linsen; der Ertrag an Linsen deckt den Bedarf im Bezirk nicht, wogegen von den Erbsen ein großer Theil auch noch als Viehfutter benützt wird.

Auch der Repsbau ist in Abnahme gekommen. Der Hauptgrund liegt in dem Umstand, daß das Erdöl den Preis sehr herabgedrückt hat. Im Thal ist der Boden und das Klima dem Reps ungünstig; die warmen Frühlingstage tragen im Thal zu einer sehr bald eintretenden Blüte bei, und die selten ausbleibenden Frühlingsfröste, die im Thal stärker sind als auf der Höhe, schaden ihm dann sehr. Auf der Höhe, wo der Reps wegen der herrschenden Dreifelderwirthschaft gewöhnlich in einen nicht genug vorbereiteten Boden kommt, hat der Repsbau auch etwas nachgelassen. Auf den größeren Gütern wird der Reps wegen der geeigneten Fruchtfolge und wegen der guten Wirkung, die er im Boden für den auf ihn folgenden Dinkel hat, noch im großen mit Vortheil angebaut.

Mohn kommt im ganzen wenig vor, in der Jagstgegend noch mehr (Oberkessach) als im Kochergebiet.

Vom dritten Feld, dem sogenannten Brachfeld, wird in den Thälern alles angebaut. Am sparsamsten sind damit diejenigen Thalorte, welche mit ihrem Ackerfeld nur auf das Thal und die Thalabhänge angewiesen sind, weniger sparsam diejenigen, welche auch auf der Höhe noch Äcker haben, wie Morsbach, Ailringen, Altkrautheim, Belsenberg, oder diejenigen, welche einen sehr beschwerlichen Ackerbau an den Thalabhängen haben, wie Ebersthal, Eberbach. Auf der Höhe ist im Durchschnitt 1/4 des Brachfeldes reine Brache, in einigen Orten etwas mehr, in

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)