Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 161.jpg

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andern etwas weniger. Das weiße Feld ist sehr dankbar für reine Brache, es läßt sich durch den im Sommer übrigen Dung und Pferch und durch die Arbeit mit Pflug und Egge für die Wintersaat gut herrichten. Der Glaube an die Wirkung der reinen Brache auf die folgende Winterfrucht ist noch ein großer beim Volk. Ein bekanntes Wort in der Gegend ist: „Wer sät in Brach, der schneidet darnach“.


Weiteres über die Bebauung und Anpflanzung des Bodens.

1. Die Hauptdüngung geschieht mit dem Stalldünger. Und da die Weide mit dem Rindvieh nur eine seltene ist, höchstens im Herbst beim dritten Gras, so kann der Dünger sorgfältig im Stalle gesammelt werden. Von wesentlichem Einfluß dabei ist die Streue. Das früher in großartigem Maßstabe ausgeführte Laubrechen ist durch die neuen Gesetze über die Waldwirthschaft sehr beschränkt, was sich bei den Gemeinden, die wenig Privatwald haben, fühlbar macht. Wenn häufig das im Stall stehende Vieh seiner Zahl nach in keinem Verhältnis steht zu der Morgenzahl der Äcker und Wiesen, und die Wiesen, wie in vielen Thalorten, die Äcker an Umfang weit überragen, so ist es für eine Gemeinde Bedürfnis, zu dem wenigen Stroh, das die Äcker einbringen, noch ein Streumaterial zu haben, um mit dem Vieh durchzukommen und den nöthigen Dünger zu erzeugen.

Außer dem Stalldünger kommen noch zur Verwendung: Jauche, Kompost, Asche, Gyps. Bei der Jauche herrscht die allgemeine Klage im ganzen Bezirk, daß sie nicht sorgfältig gesammelt und besser verwendet wird. Einige Orte haben angefangen, seit die eisernen transportablen Güllenpumpen aufgetreten sind, Güllenlöcher anzulegen, Güllenfässer anzuschaffen, Gülle zu führen; allein in den meisten Orten „lauft noch zu viel in den Bach“. Der Boden, der als aufgeschwemmter, brauner und weißer gleich stark dungbedürftig ist, fordert zur größten Sparsamkeit in den Dungmitteln auf.

Die Anwendung von Gips, der zum Ausstreuen auf dem Feld benützt wird, ist sehr erleichtert durch die Gipssteinbrüche, die sich in der Nähe finden.

Kunstdünger wird nur auf größeren Gütern gekauft und verwendet und auch da nicht überall, sondern nur, wo ein rationeller Betrieb der Wirthschaft stattfindet, wie in Meßbach.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_161.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)