Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 183.jpg

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entfernt liegen, gegen diese Änderung nichts einwenden, im Gegentheil, sie darf und kann zur Nachahmung empfohlen werden.

Ausgeführt werden keine Pferde, dagegen von Händlern eingeführt, es ist der Ausschuß von bayerischen Pferden, die mitunter schon als Fohlen von den Bauern gekauft werden.

Seit einigen Jahren machen sich 2 Krankheiten unter den Pferden geltend: die schwarze Harnwinde und eine Kopfkrankheit (Hirnentzündung), die gewöhnlich einen tödtlichen Ausgang haben.

2. Auch die Rindviehzucht kann nicht als eine solche bezeichnet werden, die auf einem hohen, befriedigenden Stand steht. Zwar ist in den letzten Jahren ein erfreulicher Aufschwung zu bemerken, allein es geht langsam vorwärts. Die Gründe für diesen Stand und für dieses langsame Emporsteigen liegen in den heimischen Verhältnissen:

a) Die Thalorte haben zu sehr mit der Existenz zu kämpfen, der Grundbesitz ist zu gering, die Grundstücke sehr parzellirt, es wird mehr Vieh gehalten als bei guter Fütterung der Fall sein sollte, das Rindvieh muß fast ohne Ausnahme den Zug besorgen, der wenig eben, vielmehr fast immer bergauf und bergab auf steinigen Wegen geht.

b) Auf Rasse wird wenig gehalten. Der Schlag ist der Hauptsache nach Neckarschlag vermischt mit Simmenthaler, neben dem an den Grenzorten noch andere hereingreifen, wie in Hollenbach und Ettenhausen der Rothenburger, in Döttingen und Braunsbach der Haller Schlag.

c) Die Farrenhaltung läßt vieles zu wünschen übrig. Es ist zwar durch eine aufgestellte Kommission, welche die Farrenschau alle 2 Jahre im ganzen Bezirk vornimmt, schon vieles gebessert worden, allein das Sparsystem hindert so vielfach eine gedeihliche Entwicklung. Es wird gespart beim Einkauf der Farren, es wird gespart bei der Verpachtung der Farrenhaltung, wo gewöhnlich derjenige Viehbesitzer die Haltung bekommt, der mit der geringsten Unterstützung von Seiten der Gemeinde zufrieden ist. In einigen Orten ist nicht einmal Verpachtung, sondern der Farren wird von den Viehbesitzern umgehalten, was freilich in den eigenthümlichen Gemeinderechtsverhältnissen (s. u.) begründet ist, aber gewiß nicht zu einer gesunden Entwicklung der Rindviehzucht beitragen kann. Hoffentlich bringt das Gesetz vom 16. Juni 1882 Besserung.

d) Durch die vielen israelitischen Viehhändler, welche im Bezirk sind, wird der Viehhandel in den einzelnen Orten stark

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_183.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)