Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 184.jpg

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betrieben, die Viehbesitzer werden dadurch zum Handel aufgefordert und veranlaßt, was einen zu starken Wechsel im Stall zur Folge hat und einer gesunden Entwicklung der Rindviehzucht hinderlich ist. In Hohebach allein sind mehr als 12 solcher Viehhändler. Mit diesem steht in Verbindung, daß auch das sogenannte Einstellvieh zu seinem Rechte kommt, wie z. B. in Sindeldorf und Braunsbach. Der Händler stellt ein mageres Stück Vieh einem Viehbesitzer in den Stall, ist es schöner und besser, dann wird abgerechnet und das Vieh wieder fortgenommen.

Was die Aufzucht und Mastung betrifft, so findet sich in den Thalorten wenig Aufzucht, fast keine Mastung; letztere finden wir nur in den wohlhabenderen Orten der Höhe. Es kann dieser Unterschied sich schon in einer Markung zeigen, wie z. B. in Zaisenhausen. In dem Thalorte Zaisenhausen ist die Mastung gering, in dem zu Zaisenhausen gehörigen Weiler Staigerbach, das auf der Höhe liegt, ist sie schon bedeutend. Das Jungvieh, das in den Thalorten nachgezogen wird, wird gewöhnlich von den größeren Grundbesitzern und Gutspächtern gekauft und gemästet. Zur Mästung werden weniger Ochsen (in Ettenhausen noch am meisten) als vielmehr Jungvieh, Kalbeln und Stiere eingestellt. Die bedeutendsten Orte sind Hermuthausen, Jungholzhausen, Steinbach.

Stallfütterung ist allgemein eingeführt; nur im Herbst wird das dritte Gras mit dem Rindvieh abgeweidet, im Thal mehr als auf der Höhe.

Die Bespannung geschieht durchaus mit dem Halbjoch, was bei den schlechten steinigen Wegen dem Vieh sehr wohl thut. Ein eigenthümlicher Zug in der Art des Fahrens mit Rindvieh, namentlich bei Kühen, zeigt sich im Bezirk gegenüber andern Gegenden Württembergs darin, daß der Fuhrmann während des Fahrens, und während er vor seinen Thieren einherschreitet, mitunter selbst auf der ebenen Straße, die Deichsel beständig in der Hand hat und sie selbst leitet.

Der Absatz des Mastviehes erfolgt an Metzger aus dem Bezirk und an Händler, welche die fette Waare nach Frankfurt, Mannheim, Würzburg, Heidelberg bringen. Von den Viehmärkten im Bezirk sind nur 2 bedeutend, der in Künzelsau und in Dörzbach.

3. Die Schafzucht ist im Bezirk nicht unbedeutend und macht einen bedeutenden Theil der Landwirthschaft aus. Der eine Grund liegt in den Bodenverhältnissen, weil die Muschelkalkwände

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)