Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 238.jpg

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4. Wilh. Vischer von Künzelsau, Schreiber erst bei den Herrn v. Berlichingen in Schrotsberg, dann bei den Bauern im Bauernkrieg, wurde auf der Heimkehr von Rothenburg a. d. T. erschlagen, l. c. 438. 442. 452 f.

5. Der Anschlag auf Walter v. Hürnheim auf Stettenfels, Hauptmann des schwäbischen Bundes, welchen Hans Jörg von Aschhausen aus fangen wollte, mißlang 2 mal. Das erste mal rastete er bei der Mühle vor Öhringen, das zweite Mal beim Pfarrer von Nieder-Heimbach OA. Weinsberg. Diesmal brachten sie die Nacht im Wald bei Helfenberg zu, wo Konrad v. Wittstadt gen. Hagenbach (nicht Hafenbach, wie Baader hat), ein Freund des Aschhäusers saß, und lauerten dem Hürnheimer, der auf der Jagd war, auf, er entritt ihnen aber, worauf sich die Gesellen auf den Halsberg bei Schönthal zurückzogen l. c. 494. Helfer und Freunde hatte der Aschhauser im Bezirk viele, z. B. den hohenlohischen Keller Theobald Eisenmenger in Ingelfingen und den Wirth zu Krautheim. Ein Unterschleif war zu Ebersthal. Unter den ärgsten seiner Raubgesellen war Hans Orenberger gen. Otenwälder von Bieringen „auf dem Odenwald“ oder an der Jagst ausgezeichnet. S. W. F. 9, 379.

Die gewaltigste Erschütterung brachte für den Bezirk der Bauernkrieg[1].

Neben den Rothenburger Bauern hatten die Odenwälder zuerst die Fahne entfaltet. Auf der Kirchweih zu Hüngheim (Schönth. Chr. zu Donaueschingen) Sonntag Lätare 26. März 1525 brachte der leichtsinnige Wirth Jörg Metzler von Ballenberg die Bauern gegen die Grundherrn von Hüngheim auf. Neben Metzler war Hans Reiter, „Müller Henslin“ von Bieringen, die einflußreichste Persönlichkeit.

Nachdem sie Hüngheim und Umgegend verwüstet, giengs nach Ober-Kessach, das fast ganz verbrannt wurde (s. Ortsgeschichte), dann auf den Schönthalischen Hof Weltersberg, der in Asche gelegt ward. Am 4. April besetzte Metzler Schönthal, wo die Bauern reiche Fruchtvorräthe und 21 Fuder Wein fanden. Hier wurde das Hauptquartier aufgeschlagen und das Heer in Fähnlein geordnet (Donauesch. Chr.). Abt Erhard Oeser hatte die Urkunden und Kostbarkeiten nach Frankfurt geflüchtet, aber die Kirche wurde verwüstet, die Orgel zertrümmert, die Pfeifen ausgetheilt. Der Abt und die Konventualen waren dem Muthwillen der trunkenen Schaaren ausgesetzt. Einzelne Stimmen verlangten, man solle sie tödten. Die milder gesinnten Bauernführer wurden entfernt. Eines Abends wurden der Abt und die Mönche zwischen 4–5 aus dem Kloster gejagt. Eine Anzahl gieng nach Heilbronn, der Abt mit dem Bursar, dem spätern Abt Elias Wurst, floh nach Krautheim, Düren und Miltenberg, kehrte aber (wahrscheinlich wegen der Unsicherheit der dortigen Gegend) um und wollte sich in den Klosterhof zu Hall oder Heilbronn begeben. Aber in Westernach OA. Öhringen wurde er aufs Neue gefangen, nach Öhringen, wo

  1. Quellen: Oechsle, Herolt, Fries, Bensen, der Bauernkrieg in Ostfranken. Quellen zur Gesch. des Bauernkriegs ed. Dr. Fr. L. Baumann Publik. des lit. Vereins Nr. 129. 139.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_238.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)