Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 240.jpg

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zu ihnen schwören, das Schloß wurde von den Bauern des Amts und der obgenannten Orte geplündert und verbrannt. Fries Bauernkr. ed. Schäffler 2, 164. Oechsle S. 231. Phil. v. Berlichingen wurde in Dörzbach, Ursula v. Stettenberg, Witwe Moriz v. Berlichingen, durch die von Rengershausen mit Plünderung und Brand in Laibach geschädigt. Oechsle l. c.

Auch vom Tauberhaufen war eine Schaar zu dem Odenwälder Haufen in Schönthal gestoßen, von wo sie Montag nach Palm. 10. April 8–10.000 stark nach Neuenstein zogen und sich der Stadt und des Schlosses bemächtigten. Der 11. April war der unglückliche Tag von Grünbühl, wo Wendel Kreß von Niedernhall Graf Albrecht so seltsam zusprach, daß diesem die Augen übergiengen. „Bruder Albrecht und Bruder Georg, kommet her und gelobet den Bauern, bei ihnen als Brüder zu bleiben und nichts wider sie zu thun. Denn Ihr seid nimmer Herrn, sondern Bauern, und wir sind die Herren von Hohenlohe. Unseres ganzen Heeres Meinung ist, daß Ihr auf die 12 Artikel, so von Schönthal kommen, schwören und mit uns auf 101 Jahr zu halten auch unterschreiben sollt.“ Oechsle S. 100.

Den weitern Zug der Bauern nach Lichtenstern (12. April), Neckarsulm (14. April), Weinsberg (16. April) und die Weinsberger Unthat müssen wir übergehen. In dieser Zeit hatten sich die Bauern aus dem Kocherthal an die Odenwälder angeschlossen.

Die Künzelsauer (darunter Jörg Karle und Asmus Haygold) führte Sigm. Birmann. Als die Ingelfinger auszogen, übergab der Bürgermeister die Fahne, die man vom Rathhaus geholt, an Jörg Metzler von Ingelfingen, den man zum Fähndrich machte, der aber verlangte, der Bürgermeister solle, wie sonst beim Ausmarsch, die Fahne tragen. Metzler und Bayerhenslin von Ingelfingen standen unter den Hauptleuten Hans Wittich von Ingelfingen und Martin Hefner von Neuenstein, sie zogen mit den Bauern 4 Wochen lang bis Würzburg. Von Niedernhall kennen wir außer Wendel Kreß den ebenfalls von der Gemeinde gewählten Fähndrich Balth. Keller, der bis Amorbach mitgieng, und Wolf Metzler, der unter Martin Hefner mit nach Würzburg zog, von Sindringen den Schultheiß Hübschhans, von Krautheim den Müller. Gegenüber den Tigern, deren Grausamkeit in Weinsberg keine Grenze kannte, als sie einmal Blut geleckt, ist es wohlthuend zu hören, daß Jörg Metzler von Ingelfingen und einer von Heilbronn einem reisigen Knecht das Leben retteten, den sie für einen Koch ausgaben.

Bei den weiterfolgenden Ereignissen (17. April Brandschatzung des Karmeliterklosters zur Nessel bei Heilbronn, 18. April Öffnung von Heilbronn, 18. April Zerstörung von Stocksberg, 19. April Scheuerberg, 23 ff. Horneck) waren auch Einwohner von Ingelfingen, Künzelsau, Nagelsberg, Niedernhall, Krautheim und Unterthanen des Kl. Schönthal betheiligt. Oechsle S. 114. Vor Horneck wurde nun Götz von Berlichingen, der schon von Rossach aus auf einem Besuch bei seinem Bruder Anfangs April mit den Bauern in Schönthal in Unterhandlung getreten war, zum Bauernhauptmann gepreßt. Wir übergehen den weitern Zug der Bauern durch das Thal der Schefflenz (Einnahme von Domeneck) nach Buchen, Amorbach, Wildenberg zu den Fleischtöpfen Würzburgs. Schon nahte die Rache. Der in Franken von

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)