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Im spanischen Erbfolgekrieg treffen wir 1703 schwächere Truppentheile vorübergehend im Bezirk. Großen Schrecken brachte 1707 der Streifzug des von Villars abgesandten General Sézanne, der Mitte Juli bis an die Jagst und den Kocher rückte. Die Franzosen lagen in Schönthal, Ingelfingen und Künzelsau. Von hier aus wurde von Marquis de St. Pouange der Handstreich gegen Mergentheim am 22. Februar glücklich ausgeführt und der Präsident v. Kageneck, Deutschordens-Komthur, nach Schönthal als Geisel gebracht.

In die nächsten Jahre fallen einige Durchmärsche von kaiserlichen Truppen s. Künzelsau, Niedernhall.

Im polnischen Erbfolgekrieg sah der Bezirk eine ganz ungewohnte Erscheinung, die ersten Russen, welche Lacy Ende August 1735 von Mergentheim her über Künzelsau Prinz Eugen zuführte.

Im östreichischen Erbfolgekrieg 1740–48 hatte Traun an der Grenze des Bezirks bei Herrenthierbach – Schrozberg ein Lager (2. Juni 1746). Kaiserliche lagen damals auch in Amrichshausen.

Das mit Unterstützung der Fürsten von Hohenlohe unter Mirabeau gebildete Emigrantenregiment, das sich vielfach aus hohenlohischen Landeskindern ergänzte, lag 1795/96 in Künzelsau und Umgegend.

Die Zeiten des gewaltigen Schlachtenmeisters Napoleon, der das Deutsche Reich auf den Kopf stellte, brachten dem Bezirk die durchgreifendsten Veränderungen s. oben S. 225 ff. Da nach der Vereinigung mit Württemberg der einzige für Truppen praktikable Weg von der Landesmitte an die Nordostgrenze und den Main mitten durch den Bezirk führte (Künzelsau, Hohebach, Ailringen), folgten die Durchmärsche rasch auf einander in niegesehener Truppenzahl. 1805 (26./27. September) zog Soult mit 30.000 Mann, dann Davoust die beiden Thäler entlang nach Dinkelsbühl und Ulm. Besonders schmerzlich war der Anblick der wohlausgerüsteten württembergischen Armee, welche 14.000 Mann stark als Opfer fremden Ehrgeizes im Frühjahr 1812 durch den Bezirk ihren Weg nach Rußland nahm, von wo nur wenige abgemagerte und entstellte Gestalten auf derselben Straße in die Heimat zurückkehrten.

In den Befreiungskriegen dienten die beiden Flußthäler den Östreichern und besonders den Russen als wichtige Verbindungsglieder

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)