Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 250.jpg

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unweit des Walddistrikts Häsle auf dem linken Kocherufer. Möglicherweise war die ganze Landzunge, welche Todtenbach, Kocher und das enge Künzbachthälchen bilden, als Zufluchtsstätte gebraucht, da der schmale Rücken zwischen dem Todtenbach und Künzbach sich leicht vertheidigen ließ. Der Künzelsauer Wartthurm jedoch gehört dem Ende des Mittelalters an. Nur auf der äußersten Nordostspitze der Landzunge findet sich ein kreisförmiger durch einen Graben gekennzeichneter Platz, der klar seine alte Bestimmung erkennen läßt. (Siehe Morsbach unten).

Vielleicht ist hieher auch der Schüpperg zu ziehen, der zwischen den beiden scharf eingeschnittenen Thälern des Gaisbachs und Künzbachs liegt. Der Name Schüpperg, alt Schüttberg, ist möglicherweise der altdeutsche Name für den Ringwall (Schüpperg auch im Oberamt Crailsheim).

Eine kleine Zufluchtsstätte mit Kuhtränke und Graben liegt in der Nähe des Neuhofs auf der Markung Berlichingen im sogenannten Eichwald. Auf hohes Alter weist hier die Sage vom wilden Heer.

An Grabhügeln ist der Bezirk in einzelnen Gegenden überaus reich, während von Reihengräbern aus der alemannisch-fränkischen Zeit sich bis jetzt schlechterdings nichts auffinden ließ. Eine auffallende Erscheinung ist, daß die große Masse von Grabhügeln sich um Niedernhall (Hermersberg und Weisbach) einerseits gruppirt, andererseits in der Nähe der alten Straße von Wimpfen nach Rothenburg (Schönthal, Westernhausen, Bühlhof, Stachenhausen, Rupertsholz bei Hohebach) bald ganz nahe an derselben, bald einige km davon entfernt sich vorfindet.

Es ist das ein Wink für das hohe Alter der vielumstrittenen Saline in Niedernhall und der alten Kaiserstraße. Denn der Erfund der Grabhügel weist unzweideutig auf eine ziemlich niedere, von allem römischen Einfluß unberührte oder wieder entblöste Kulturstufe. Die Grabhügel müssen unabhängig von der Periode der Römerherrschaft entstanden sein. Denn es ist nicht anzunehmen, daß in der Römerzeit der Limes allen Verkehr mit den Nachbarn selbst auf eine Entfernung von 10 km abgesperrt habe.

Von Grabhügeln liegen auf den einzelnen Markungen:

Künzelsau. Zwischen der alten Weinstraße und dem Fußweg nach Niedernhall im großen Niedernhaller Wegschlag zwei Grabhügel, ca. 3 m von einander. Der nördliche hat

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_250.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)