Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 302.jpg

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construere et bene cantare ac congrue loqui verbis latinis verstehe. 1389 entspann sich nemlich nach dem Tode des letzten Pfarrers Theodorich Vögelin ein schwerer Streit, als Konrad Staheleck eine päpstliche Ernennung von Bonifacius IX. (1389 VIII. Cal. Dec. Rom.) zur Pfarrei erhielt. Ulrich Burggraf, Dekan zu Augsburg, erhielt den Auftrag, ihn zu prüfen und zu installiren. Er zeigte 1390 10. Sept. dem Bischof von Würzburg und dem Abt zu Komburg an, daß er in apostolischer Autorität den Konrad Staheleck zum Pfarrer in K. verordne, und droht mit Exkommunikation, am 14. Okt. beauftragte er den Pfarrer zu Öhringen Hofwart und den Pfarrer zu Niedernhall, dem päpstlichen Kandidaten zur Pfarrei zu verhelfen. Aber nur kurze Zeit erfreute er sich seines Besitzes, da Burkard von Birkenfels, ein Komburger Mönch, die Pfarrei, welche aber nicht über 10 Mark jährliche Einkünfte hatte, ansprach. Staheleck mußte 1392 (5 Id. May) ein neues päpstliches Dekret erwirken, da ihn Burkard von Birkenfels armata manu von der Pfarrei vertrieben hatte. Papst Bonifacius IX. beauftragte jetzt den Bischof Thuribius von Tuda und den Propst und Dekan von Eichstädt, Konrad Staheleck zu seinem Recht zu verhelfen. Jetzt blieb er unangefochten, Burkard von Birkenfels mußte ihm 40 fl. Schadenersatz leisten (Staatsarchiv, Bauer Coll.). Aber wenige Jahre darauf wiederholte sich derselbe Fall.

Nach dem Tode des Pfarrers Konrad Zwick brachte Peter Schmaltreu einen Gnadenbrief Papst Johanns XXIII., der ihn zum Pfarrer in K. ernannte. Abt Ernfried wollte ihn, gehorsam dem päpstlichen Befehl, nicht hindern, machte aber die auf der Inkorporation beruhenden Rechte geltend. Nun bemächtigte sich Peter von Bachenstein, Mönch zu Komburg, mit Hilfe seines Bruders Eberhard der Pfarrei, nahm Schmaltreu gefangen, führte ihn nach Boppenhausen; sie zogen ihn aus, schlugen ihn, banden ihn auf ein Pferd und führten ihn gefangen nach Aurach, Lachhof und Warperg. Dort lag er bei Wasser und Brot gefangen. Endlich bedrohten sie ihn mit Ersäufen, wenn er nicht Verzicht leiste, alle Papiere herausgebe und schwöre, keine Rache zu nehmen, ja noch binnen 5 Jahren 300 fl. zu bezahlen. 1416 erlangte der Abt vom Konzil zu Konstanz Absolution für Peter von Bachenstein (Mencken I, 455 f.). Auch in späterer Zeit gab es Schwierigkeiten, die Pfarrer geben die Pfarrei auf oder tauschen. 1477 tauscht Nikolaus Burkhardi mit dem Pfarrer von Pfitzingen, Johann Finger, da er über Beeinträchtigung durch die Herren von Stetten und die Gemeinde zu klagen hatte, s. Württ. Viertelj. II, 73. Finger gab 1481 die Pfarrei, die ihm nur 24 fl. trug, auf, nun folgte der Kustos des Klosters Komburg, Georg von Willenholz. Allein die Herren von Stetten wollten die Einziehung des Pfarreinkommens, das über 60 fl. betrug, nicht zugeben, und setzten nun auf ihre Faust einen Priester Johann Schwab, der einen päpstlichen Gnadenbrief brachte, ein. Der Bischof von Würzburg drohte mit Exkommunikation. Komburg hatte sich vielleicht schon in diesen Wirren veranlaßt gesehen, die Kirche zu K. 1483 (und nicht erst 1583) in den Erbschutz des Grafen von Hohenlohe zu begeben. Trotzdem behauptete sich Johann Schwab noch mehrere Jahre (s. Württ. Viertelj. Band 2).

Zur Kirche in K. waren seit alten Zeiten eingepfarrt Garnberg, Nagelsberg (Kirchenweg), Kocherstein (Urkunde des Bischof Sigfried

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_302.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)