Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 304.jpg

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worauf die Gemeinde die Marien-Magdalenen-Pfründe zu entschädigen hatte.

4. Die Pfründe in der St. Wolfgangskapelle extra muros erscheint erst urkundlich 1500. Da die Kapelle noch nicht genügend mit Kelchen, Leuchtern, Büchern versehen war in diesem Jahr, dürfte sie erst 1499 oder 1500 erbaut sein. In früheren Jahrzeitstiftungen erscheint sie nicht. Der Geistliche dieser Kapelle hieß immer Vikar cfr. Wib. 3, 236. Sie erhielt 1500 1. Nov. einen Ablaß von 23 Kardinälen Wib. 3, 233 f., den Bischof Lorenz von Würzburg 1501 bestätigt. Als Vikar erscheint Konrad Gast 1501, 1511, 1520, 1527. Von dieser Pfründe ist nur eine Erwerbung von Zehnten von 2 Weinbergen in K. 1512 bekannt.

5. Die St. Annapfründe erscheint nie in der vorreformatorischen Zeit urkundlich. Es scheint die letzte geistliche Stiftung in K. zu sein. 1545 besaß sie Georg Büschler von Hall. Ihre Einkünfte waren Fruchtzehnten halb zu Gaisbach und Ober-Gaishof, 1/3 zu Unter-Gaishof und 1/6 zu Etzlinsweiler, Weinzehnten 1/2 zu Künzelsau und von einigen Weinbergen zu Nagelsberg, kleiner Zehnten zu Gaisbach, 1/3 zu Etzlinsweiler und Unter-Gaishof, 1/2 zu Ober-Gaishof.

In der Pfarrei bestand eine Bruderschaft aller glaubigen Seelen und eine Crispinusbruderschaft für die Schuhmacher, eine Bruderschaft zu St. Wolfgang Wib. 3, 234.

Die Rothgerber hatten ihre Bruderschaft mit denen von Ingelfingen, Niedernhall, Krautheim und erhielten dazu 1514 ein Privilegium des Grafen Albrecht von Hohenlohe Wib. 3, 278.

In der Kirche zu K. wurde eine eigenthümliche schöne Liturgie besonders für den Charfreitag, in welcher auch für die Bekehrung der Juden gebetet wurde, gehalten Wib. 4, 56 ff.

Die Heiligenpflege der Kirche war reich besonders durch Schenkungen und Jahrzeitstiftungen der ringsum angesessenen Edeln. Sie erwarb 1356 Gut und Gülten zu Sigelberg (Siegelhof) von Wilhelm von Aschhausen, 1410 als Stiftung von Albrecht Frank zu Waldenburg 13 Schill. von der Herrenwiese zu Zell, vor 1433 von Contz Schrot von Neuenstein 1 Eimer Wein von Wyßweingarten (Staatsarch.), 1440 von Konrad Schletz, Schultheiß zu Hall, Gülten zu Schüpperg und Morsbach um 32 fl. (Künz. Arch.), 1443 von Cuntz Kegeler den Weinberg „Jagsheimer“ für die Pfarrei, 1449 den Zehnten von einem Weinberg Wintersberg von Hans Lutz um 16 fl., 1450 ein Gut zu Kemmeten und 1/3 des Zehnten zu Schüpperg von Konrad von Birkenfels, 1454 den Hof zu Weck, 1460 als Stiftung Gülten zu Webern, 1454 Gülten zu Heimhausen, 1462 die Hinterlassenschaft der Marg. Kekolf gemeinschaftlich mit der Kapelle zu Morsbach, 1467 die Habe Jorg Boms und ein Vermächtnis Hans Felgenhauers, 1471 von Jörg Thürner von Thurnau Gülten zu Unterselbach, 1478 eine Wiese zu Neufels von Hans von Neuenstein, 1478 eine Wiese beim Drachenbronnen, 1480 ein freies Gut zu Mangoldsall von Hans Walz, 1489 Gülten von Kraft Dotzler als Stiftung, 1497 von Hans Haug zu Nagelsberg Wiesen, 1493 Gülten zu Kapfenhard von Michael Patzler, Kaplan zu Gelbingen, 1515 Wiesen zu Alsweiler (Etzlinsweiler) von Gabriel von Stetten, 1517 von Hans Kloe Zehnten auf seinem Acker ob der Spitzwiese, 1518 von Hans Biermann sein Gütlein zu Baldehofen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)