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Das Pfarrhaus, nahe bei der Kirche an einer der Hauptstraßen des Dorfes, ist wohnlich und gut unterhalten und wurde 1838 neu gebaut. Die Baupflicht ist dieselbe wie bei der Kirche.

An derselben Straße mit dem Pfarrhaus, nur wenige hundert Schritte davon entfernt, befindet sich das Schulhaus, das vor ca. 90 Jahr erbaut wurde. Es enthält die Wohnung des Lehrers, ein Lehrzimmer und die Gelasse für die Gemeindebehörden. Mit der Schule ist eine Arbeitsschule verbunden. Außer dem Schul- und Rathhaus besitzt die Gemeinde eine Kelter mit 3 Bäumen und ein kleines Armenhaus.

Mit Wasser ist der Ort reichlich versehen. Es bestehen ein laufender Gemeinde- und 8 Pumpbrunnen, welche Privaten gehören.

Der Weinbau ist nicht bedeutend; die vorzüglichsten Sorten sind Gutedel und Österreicher, die besten Weinberge die auf der Sommerseite gegen Unter-Ginsbach gelegenen.

Der Morgen gibt 6 Hektoliter als höchsten Ertrag. Der Wein ist für den Anfang gut zu trinken, aber hält sich nicht auf Lager.

200 Morgen Laubwald liefern der Gemeinde einen Ertrag von 3 Klafter und 500 Wellen per Morgen, die Wellen werden unter die Bürger vertheilt, deren jeder ca. 70 Stück erhält. Das Stammholz wird zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft und bringt durchschnittlich 600 ℳ ein.

Als Weide wird Brach- und Stoppelweide benützt. Der Weidepacht mit 500 ℳ und die Pferchnutzung mit 150 ℳ fällt der Gemeindekasse zu, welche auch aus ihren Wiesen einen Pacht von 1000 ℳ erzielt. Einige kleinere Stücke von Gemeindegütern werden als Schafweide benützt.

Der Ortsschäfer hält im Sommer 100, im Winter 250 Schafe (Bastarde).

Eine reichlich fließende Quelle westlich vom Ort heißt der Arkenbrunnen. Die Jagst pflegt durchschnittlich einmal im Jahr den Wiesengrund zu überschwemmen, ohne übrigens erheblichen Schaden zu thun. Auf der Markung werden etwas Korn- und Tuffsteine gewonnen. Sand-, Kies- und Lehmgruben sind vorhanden.

Die Einwohner sind wohlgestaltet und mittelkräftig. Die häufigsten Krankheiten sind typhöse Leiden. Ein Mann in der Gemeinde zählt über 80 Jahre.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_332.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)