Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 333.jpg

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Von der ländlichen Volkstracht haben sich nur bei einigen alten Frauen noch Hauben in der Form eines Zuckerhuts erhalten.

Der Nahrungsstand der Einwohner ist im Allgemeinen gut. Der größte Grundbesitz ist 60 Morgen, der mittlere Mann besitzt 30, die ärmere Klasse 2–12 Morgen.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht.


Alterthümer: Altkrautheim scheint schon in altheidnischer Zeit ein religiöser Mittelpunkt gewesen zu sein. Dafür sprechen die beiden Namen Goldberg (Gold, das Sonnengold, ist das Götterblut s. auch W. F. 8, 142) und der Arkenbrunnen, der Gespensterbrunnen (von Ork, Nork s. v. a. Erdmännlein, s. Buck, Flurnamenbuch).


Altkrautheim, die ursprüngliche Niederlassung gegenüber von der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg Krautheim, um welche sich das badische Städtchen Berg-Krautheim angesiedelt hat, und dem verhältnismäßig jungen Thalkrautheim, alt Crutheim, nach Förstemann eine von Kohlpflanzungen umgebene Ansiedlung, ist nunmehr sicher nicht der Ort im Jagesgau, an welchem Kloster Lorsch 771 2 jurnales von einem Nortmann geschenkt erhielt. Cod. Lauresh. 3, 126. Creizheim ist Ober-, Unter-Griesheim OA. Neckarsulm. Später war es im Besitz der Grafen von Rothenburg-Komburg (1096).

Von den Herren von Rothenburg-Komburg gelangte es wohl durch Erbschaft an die Herren von Mulfingen, wie H. Bauer vermuthet, welche sich nun auf dem steilen Berg über der Jagst den Burgsitz Krautheim erbauten.

Über die Herren von Krautheim s. unten. Die Erwerbung von Krautheim durch Gottfried von Hohenlohe 1239 hatte keinen längeren Bestand. Um 1254 finden sich die Grafen von Eberstein als Erben der Herren von Krautheim im Besitz der Herrschaft Krautheim. 1329 erwarb Mainz die eine Hälfte derselben von Hedwig von Eberstein, 1346 die andere Würzburg von Elisabeth von Eberstein, der Witwe Gottfrieds von Hohenlohe und deren Schwester Kunigunde. 1359 verkaufte Boppo von Eberstein sein Anrecht an Krautheim an Bischof Albrecht von Würzburg um 2000 fl. Mainz pflegte seinen Besitz in Krautheim gleich Würzburg öfters zu verpfänden oder auf Wiederlösung zu verkaufen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_333.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)