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Lorscher Kodex über die Schenkung von 800 paßt, s. Reg. Daß die Pfarrei schon 1176 dem Kloster Schönthal einverleibt worden sei (Neher, Pers. Katalog des Bisth. Rottenb. 76. Krauß Katalog 1832), ist urkundlich nicht zu belegen, ja höchst unwahrscheinlich. Die Trennung Berlichingens von Bieringen muß nach der Erwerbung der Pfarrei Bieringen durch Schönthal, also nach 1171, wahrscheinlich nach 1222 erfolgt sein. Das Patronatrecht blieb wie in der Mutterkirche, so in der neuen Pfarrei dem Kloster. 1331 wurde von den Herren von Berlichingen eine Frühmesse zu St. Katharina gestiftet, welche bald ansehnlichen Besitz bekam, besonders an Weinbergen (Katharinenberg). Auf Bitten des Pfarrers Joh. Vetter vereinigten 1454 die Herren von Berlichingen die Frühmesse, welche sie zu verleihen hatten, mit der Pfarrei, machten aber fortan Ansprüche auf die Präsentation zur Pfarrstelle, auf welche sie erst 1497 verzichteten.

Bei dem Prozeß 1483/84 wollte der Abt von Schönthal seine Ansprüche auf die Pfarrei retten, indem er sie für eine „Römerin“, welche abwechslungsweise der Papst zu besetzen hatte, erklären wollte; wogegen die Herren von B. ernstlich Einsprache thaten. (Jagsth. rothes Buch.)

Der große Zehnte gehörte dem Kloster, der kleine dem Pfarrer. Die Reformationszeit muß nicht spurlos an B. vorübergegangen sein, da die Dorfordnung von 1529 bei einer Strafe von 10 Malter Haber gebietet, an Sonn- und Feiertagen Predigt und Messe zu besuchen und nicht auf den Gassen zu stehen, noch auf dem Kirchhof sich zusammenzurotten (Akten des Kameralamts Schönthal).

In der alten Kirche hatte ein Herr v. Rohenkeim seine Grablege gefunden. Kremer, Chron. Schönth.

Nach der Ortssage soll an der Stelle der jetzigen Kirche eine unscheinbare hölzerne Kirche gestanden sein. Als einst der Konventuale Sig. Fichtlin mit einem Genossen durch Berlichingen spazieren gieng, habe er zu seinem Begleiter gesagt, wenn er Prälat werde, baue er eine neue Kirche in B. und darauf habe Abt Sigmund 1629 die Kirche erbaut. 1630 wurde die Emporkirche mit den Bildern der Apostel bemalt.

Die Kirche hatte damals zwei der Maria und St. Veit geweihte Altäre. Als Schönthal durch schwedische Schenkung an Kraft von Hohenlohe gekommen, war B. der einzige Ort in der nächsten Umgebung von Schönthal, wo der katholische

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)