Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 423.jpg

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des Fleckens unregelmäßig. Neben stattlichen, wohlunterhaltenen Häusern mit hübschen Läden finden sich viele kleine, unansehnliche Gebäude besonders in den im vorigen Jahrhundert neuangelegten Theilen. Der ganze Ort macht den Eindruck einer nicht gerade wohlhabenden, aber regsamen und gewerbsamen, mehr stadt- als dorfähnlichen Gemeinde.

Früher hatte der Ort 4 Thorthürme und ohne Zweifel einen Bannzaun. Von den 4 Thürmen wurde der südwestliche, der Geislinger Thurm, welcher die Jahrzahl 1717 und das Greiffenklausche Wappen trug, 1861 abgebrochen, der nordöstlich gegen Orlach zu gelegene fiel dem Straßenbau in den 50er Jahren zum Opfer. Dagegen steht der nordwestliche Döttinger und der auf das Schloß führende Thorthurm heute noch.

Das bedeutendste, Braunsbach beherrschende Gebäude ist das südöstlich über dem Ort gelegene Schloß, welches aus 2 Flügeln besteht, deren einer seine Front gegen Süden, der andere gegen Westen hat. Jener mit 3 Stockwerken enthält die katholische Volksschule und die Wohnungen des katholischen Geistlichen und Lehrers. Der Westflügel, ursprünglich (bis 1847) auch dreistockig, enthält die katholische Kirche und die Wohnung des evangelischen Pfarrers. Beide Flügel stoßen unter einem rechten Winkel zusammen und sind hier durch einen stattlichen runden Thurm verbunden, der früher den Aufgang zu beiden Flügeln bildete.

Der südliche Flügel scheint nach den Untersuchungen Heintzelers aus einem ältern, ursprünglich nahezu quadratischen Theil gegen Osten, der die alte Burg der Herren von Braunsbach gewesen sein dürfte, und welchen der jetzt innen leere Schneckenthurm auf der innern (nördlichen Seite) abschloß, und der von Albrecht von Crailsheim und seiner Gattin Anna v. Crailsheim neu erbauten westlichen Hälfte zu bestehen. Der große Schneckenthurm hat 2 mal die Jahrzahl 1570, ein Steinmetzzeichen und das Wappen der Herren von Crailsheim und Spieß. Auf der Innenseite des Westflügels sitzt jetzt ein Stein mit den Wappen Albrechts von Crailsheim und seiner Gemahlin Anna v. Crailsheim und den Ahnenwappen Spieß (Rad) und 2 Halbmonde nebeneinander und der Jahrzahl 1572, welche an dem nordwestlichen abgebrochenen Thurm wiederkehrt.

Der Westflügel ist von Wolfgang von Crailsheim und seiner Gattin Salome von Wolfskeel erbaut, wie ein Stein mit der Inschrift sagt:

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_423.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)