Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 434.jpg

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daß 1556 bei der hohenlohischen Generalkirchenvisitation als evangelischer Pfarrer Thomas Schuhmacher erscheint. Der Kirchsatz blieb fortan in den Händen der vielfach wechselnden Besitzer des Rittergutes. Schwere Zeiten traten für die Gemeinde ein, als sie 1672 in Herrn von Vorburg einen katholischen Oberherren bekam. Zwar gab Herr von Vorburg einen Revers, worin er vollständige Erhaltung des evangelischen Glaubens und Gottesdienstes versprach, ja der Gemeinde das Recht einräumte, selbst einen Pfarrer evangelischer Konfession zu berufen und zu präsentiren und für sich nur die private Übung des katholischen Glaubens außerhalb der Kirche verlangte. Herr von Vorburg machte sich sogar insofern um die evangelische Gemeinde Braunsbach verdient, als er das alte baufällig gewordene Pfarrhaus 1692–94 neu aufbauen ließ und auch für das Kirchengebäude Manches that. Unter dem Würzburgischen und Greiffenklauischen Regiment wurde allmählich die Baulast für Kirche und Schule von der Herrschaft auf die Gemeinde übergewälzt, der Receß und die Bestimmungen des westfälischen Friedens beiseitegeschoben und eine katholische Bevölkerung von außen hereingezogen und derselben das coexercitium publicum religionis catholicae gewährt. Man führte Prozessionen und Wallfahrten ein, kurz von 1740–90 war eine qualvolle Zeit für die evangelische Gemeinde unter dem würzburgischen Krummstab. Von 1607–1708 war auch Attenberg, das bisher Filial von Orlach gewesen war, nach Braunsbach eingepfarrt, wurde aber, als Benedicta Helene von Gemmingen dort eine eigene Pfarrei gründete, von Braunsbach wieder getrennt. Das Patronatrecht steht jetzt der Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg zu. Früher kirchlich nur der Herrschaft als episcopus untergeordnet, kam die evangelische Pfarrei Braunsbach bei der Neuorganisation zum Dekanat Langenburg, 1821 zum Dekanat Ingelfingen und 1824 zum Dekanat Künzelsau.

Eine evangelische Schule bestand jedenfalls 1603. Von 1613–1717 und von 1735–1838 erbte sich das Amt von Vater auf Sohn resp. Schwiegersohn fort. Das Besetzungsrecht hat die Standesherrschaft Hohenlohe-Jagstberg.

Die katholische Gemeinde entstand aus kleinen Anfängen 1714 wurde der erste Katholik aufgenommen, 1727 auch im Schloß ein oratorium eingerichtet und die Pflege der wachsenden Gemeinde den Kapuzinern in Komburg, welche von Zeit zu Zeit einen Religiösen sandten, 1753 aber den Franciskanern in Kupferzell übertragen. 1791 wurde eine eigene Kuratie

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_434.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)