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die Kapelle zu den heiligen drei Königen. Eine Flur heißt die Webersgasse, d. h. die Straße nach dem abgegangenen Weiler Webern. In der Au zwischen Niedernhall und Criesbach sind die Reste eines gräflichen Gartenhauses in den Gartenhausäckern s. Regesten. An Flurnamen sind noch zu bemerken: der Löschenbusch gegen dem Bobachshof zu (Lesche saßen zu Nagelsberg), die Pföth auf der nordöstlichen Höhe. Nach der Sage war Criesbach einst eine Stadt, die zerstört worden.


Criesbach, alt Crigesbach (von einem P. N. Crieg aus Chrodgar?), gehörte ursprünglich zu den Besitzungen der Familie jener matrona Mechtild vom Stein, also wohl des rothenburgischen Grafenhauses. Später scheint es ein Theil der Herrschaft Neufels, wohin es wahrscheinlich mit der Cent gehörte, gewesen zu sein und war in den Händen der Herren von Crigesbach, die Dürensche Vasallen waren, dann der Herren von Neuenstein und von Berlichingen, welche ihren Theil an die Herren von Stetten verkauften, von welchen es Kl. Amorbach erwarb, um es sofort 1498/99 an die Grafen von Hohenlohe abzutreten. Seitdem gehörte es in jeder Beziehung zur Kirche wie zum hohenlohischen Amt Ingelfingen. Durch Schenkungen hatte ca. 1090 schon Komburg Besitzungen in Criesbach erhalten, welche es 1483 an Hohenlohe verkaufte, sodann Schönthal, welches seine Weinberge an das Kloster Frauenzimmern im Ries 1298 verkaufte; dieses aber trat sie wieder an Kl. Anhausen OA. Crailsheim 1471 ab. Im 16. Jahrhundert stand die Gemeinde lange Jahre in heftigem Streit mit der Gemeinde Ingelfingen, theils um den gemeinen Wasen, theils um die Pföt und endlich um die Wüstung Braunsberg. Wegen letzterer wurde ein Gutachten von den Juristenfakultäten Wittenberg und Leipzig 1596 eingefordert. Letztere Fakultät sprach den Criesbachern ein Recht am Braunsberg zu. Graf Wolfgang schickte seinen Sohn Georg Friedrich persönlich zur Untersuchung mit etlichen Räthen. Am 13. April 1596 kam ein Vergleich zu Stande, welcher der Gemeinde Criesbach den Theil am Braunsberg zusprach, welcher auf ihrer Markung lag. Um 1790 wurde der Versuch gemacht, in Criesbach eine Saline anzulegen. Fischer, G, das Haus Hohenl. 3, 307. Unter Hagel hatte Criesbach zu leiden 1824, 1826, 1. Juni 1839, 14. Juli 1873 (Württ. Jahrb. 1869, 406).

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_459.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)