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Bewegursachen ihrer Handlungen, weit mehr von Furcht, als Hoffnung herzunehmen? Spricht man denn nicht zehenmahl von ewiger Strafe der Sünden, ehe man nur einmahl von dem schönen Lohn der Tugend spricht? Bestehet denn die Kraft des Unterrichts (leider) nicht unendlich mehr darin, die Menschen durch Angst nieder zu drücken, als durch Gefühl der Würde und des Frohseyns zu erheben?

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Der zweyte Grund liegt in der Beschaffenheit der Bilder und der Vergleichungen selbst. Die Bilder von Himmels-Seeligkeit sind nur schwach, wenn man sie vergleicht mit denen von der Hölle! Der Reiz des Lohns steht nur im Schatten gegen der Furcht der Strafe. Gott wie craß sind diese so ganz übel verstandenen Bilder; und wie noch crasser werden sie gemacht, von den Brüdern weiland Joh. Melch. Gözzens. Feuer, Rauch der Quaal, Pein, nie sterbender Wurm – – – wie haften diese schwarzen Ideen! wie graben sie sich ein, in das Herz! Sie sind, zum Unglück, noch sinnlich empfundene Bilder, welches die Gleichnisse von himmlischer Glückseeligkeit, entweder gar nicht, oder weit nicht in dem Grade sind: und dieß macht ihre Wirkung

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)