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Asen, die Lichtgeister, welche an der Ache (dem aqua, Still–ach, Breit–ach) hausten, so daß die nicht gerade lichten Gewässer, an denen unsere gute Stadt wohnt, wenigstens von lichten Gestalten aufgesucht worden wären. – Als nun im 9. Jahrhundert die hiesige Gegend christianisiert worden sei, habe die Kirche die Erinnerung an die Asen bewahren und zugleich verdrängen wollen und von „Unoldi“ den Unholden gesprochen, – ich erinnere an die alte Abrenuntionsformel. – So wäre Un-olds-pach entstanden. Dagegen wollte man in dem on das griechische ontos wahrhaftig und wirklich entdeckt und gefunden haben, Onolzbach sei das in Wahrheit holde. Man denkt an Voltaires bekanntes Wort, die Etymologie sei eine Wissenschaft, in der es auf die Konsonanten ein wenig und auf die Vokale gar nicht ankomme und wähle diejenige Erklärung der Namen, die dem Patriotismus oder dem ästhetischen Gefühle am meisten zusagt. Daß Ons und Onolds ein und dasselbe Wort ist, scheint mir persönlich gewiß. –

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 Ebenso umstritten wie der Name seiner Geburtsstadt ist das Schloß, in dem der Markgraf geboren wurde und dessen Baugeschichte kurz vorzutragen gestattet sei. Die alte Veste, welche ihre Stadt schirmen sollte, die Burg der Dynasten von Dornberg war wohl da gestanden, wo jetzt die Herberge zur Heimat sich erhebt, jenes schöne galeriegeschmückte Haus in der Schaitbergerstraße, in dem der Sage nach Friedrich Barbarossa nächtigte. Als die Dynasten ihr ius advocatiae, die gesamte Vogtei, an die Grafen von Öttingen abtraten und diese um 1331 das ihre an die Zollerischen Burggrafen von Nürnberg, mußte eine neue überragende Burg erstehen – „die do ligt vor der Steynin brucken“, also ungefähr da, wo die vom wilden Markgrafen erneute Rezatbrücke in die Schloßvorstadt hinüberführt. Der 6. Friedrich als Burggraf von Nürnberg, der erste Kurfürst der Mark hat 1397–1409 diese Burg aufgeführt, welcher teilweise der Nürnberger Baumeister Hans Behaim vergrößerte, jener um 1538 gestorbene Künstler, der letztwillig bestimmte, daß sein Leichnam an all seinen Schöpfungen in Nürnberg vorbeigetragen werden möge. Dieses Schloß ließ der einzige Sohn Georg des Frommen, Georg Friedrich d. Ä. fast ganz abreißen und mit seinen Trümmern wie auf ihnen ein Schloß erstehen, dessen Bild wir aus Merians bekannten Städtezeichnungen des 17. Jahrhunderts (Topographia Franconica 1650) kennen. Darnach war dieses Schloß ein auf Pfählen (nach dem Vorschlag des Kulmbacher Hübner, gen. Costermüller) errichteter Quadratbau mit großem Innenhof, vierstöckig mit vier achteckigen pyramidalbedachten Ecktürmen, Zinnengaleriekuppel und eine weithin die Stadt überstrahlende Laterne durfte nicht fehlen. Auf einem dieser Türme hat der Gunzenhäuser Simon Marius etliche Tage vor Galilei die Trabanten des Jupiter, die Sidera Brandenburgensia entdeckt. – Jenes Schloß hatte an seiner Westseite einen Lustgarten, dessen Herrlichkeit „wie eine Kirche anzuschauen“ war und ein nach dem Muster des alten Stuttgarter Schlosses von Bacher angelegtes Lusthaus, dessen

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Hermann von Bezzel: Aus Ansbachs vergangenen Tagen. Fr. Seybold’s Buchhandlung, Ansbach ca. 1912, Seite 04. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bezzel_Aus_Ansbachs_vergangenen_Tagen_04.png&oldid=- (Version vom 19.7.2016)