Seite:Bezzel Pfarrwaisenhaus Windsbach 09.png

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der Kirche sinngemäßen Ausdruck verleihen will, bauten. Firmamentum ecclesiae – fundamentum operis. Es war eine unruhvoll suchende Zeit gewesen: um so größer ist die Schlichtheit zu schätzen, mit der sie auf ewigen Grund bauten. Wir preisen den Gott unserer Väter, der durch so viele Jahrzehnte bei manchem Wandel der Dinge die neun Inspektoren – am Sterbebette des ersten (2. März 1903) bin ich gestanden – in aller Verschiedenheit von Geist und Gaben, von Geschick und Methode auf dem ewigen Grund hat eins sein lassen. Da ward nicht gerüttelt noch gemeistert, sondern das Bewährte blieb das zu Bewahrende und wurde zum Bewahrenden. Wie viele Erziehungstheorien haben sich in dem langen Zeitraum abgelöst, wie viele Meister sind von hinnen gezogen! Die Kirche hat gelernt, wo sie konnte, und entlehnt, was sie durfte; aber entgegen den tastenden, schürfenden Versuchen um einen neuen Grund hat sie dieses Werk nur fester auf den alten Fels gestellt, der so viel tragen und bergen und retten kann. Meinungen gehen auf und nieder, aber die Wahrheit bleibt. Mögen die kommenden Jahre das Haus auf dem alten Grunde finden, daß nicht weite Pforten der Weltanschauung und breite Pfade der selbständigen Entwicklung die alte gesegnete Enge verdrängen. Es ist nicht nötig, daß man geistreich erzieht, aber sehr nötig, daß man treu ist. –

 II. Aus seinem Leben und seiner Lebensarbeit bezeichnet Jesus drei Erziehungsmittel, die nie versagen: Das persönliche Vorbild und Beispiel, die Fürbitte und die Arbeit. Nur durch diese Größen heiligt Gott in der Wahrheit. Vor unser Auge tritt der große Hirte Jesus Christus, der Anfänger und Erzieher unseres Glaubenslebens: Ich heilige mich selbst für sie. Seine Enge in Leben und Leiden, die Schranken und Nöte, die Er sich gezogen und aufgegeben sah, daß Er keine Herberge hatte und einsam und gering die Straße zog, bis Er, zu heiligen das Volk durch Sein eignes Blut, draußen vor dem Tore litt, hat Er auf sich genommen, nicht nur um uns frei zu machen, sondern um tief in die Erde die Spuren Seines Lebens uns zur Nachfolge und in unserm Herzen Sein Vorbild uns zur Betrachtung zu hinterlassen. Er hat nie eine Aufgabe gestellt, die er nicht selbst zuvor gelöst, und nie eine Arbeit zugemutet, die Er nicht vorher getan hätte. Als Vorbild der Strenge gegen sich, als Urbild der entsagenden und doch freudig getrosten Treue steht Er da, und alle Seine Knechte haben ihre Größe in der Bescheidung, im Leiden und Verzicht gesucht, der nicht anspruchsvoll geübt, sondern fragelos geliebt wird.

 Konzentrierung ist ein Schlagwort unserer Tage. Wer erziehen will, muß alles auf das Eine richten, wie er sich den Zöglingen als Nachfolger des Meisters erweise ihnen zum Gewinn. Nicht viel Worte, sondern das kraftvolle Ja der Zusage und das markige Nein des Verbots; nicht viele Gebote, sondern