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bestürmen ihn auf allen Ecken! Sein Geschäft ist von der Art, dass es ihn leicht dem Tadel unterwirft, aber schwerlich wird es ihm je ein erfreuendes Lob oder aufmunternden Beifall bringen. Entgehen ihm Fehler, so wird er censirt, denn vollkommen zu sein ist seine Pflicht! sind seine Arbeiten völlig frei von Versehen – was freilich ein sehr seltener Fall ist[1] – so hat er blos seine Schuldigkeit gethan und kann mithin auf einige Anerkennung nur deshalb Anspruch machen, weil er das gute Glück hatte, in seinem Streben nach Vollkommenheit mehr Erfolg zu haben, als etwa andere seiner Collegen.

In manchen Buchdruckereien liegt die Besorgung der letzten Revision[2] für die Presse dem Factor ob; in mancher


  1. Dass es schwer, ja fast unmöglich sei, ein umfassenderes Werk vollkommen fehlerfrei im Druck herzustellen, haben die vorzüglichsten Typographen älterer und neuerer Zeit erfahren. Karl Tauchnitz setzte bekanntlich, nach dem Beispiel älterer ausgezeichneter Buchdrucker, eines Etienne, Plantin u. A., auf jeden Fehler, den man seiner Stereotypausgabe des Homer nachweisen würde, den Preis von einem Ducaten, und trotz unsaglicher Mühe, die man auf deren Correctur verwendet, sind dennoch dergleichen aufgefunden worden.
  2. Bei Gelegenheit der letzten Revision wird es an seiner Stelle sein, auf eine Quelle von Fehlern aufmerksam zu machen, die zuweilen erst in der letzten Correctur durch Schuld des Setzers neu entstehen. Es ist z. B. in dieser Correctur irgend ein Wort geändert oder ganz gestrichen, dasselbe Wort kommt aber zufällig in der Nähe der angezeichneten Stelle nochmals in einer andern Zeile, und wohl auch in derselben Richtung vor, wie das oft der Fall ist. Verirrt sich nun der Setzer mit der Aenderung in die unrichtige Zeile, an das unrichtige Wort, so wird bei der Revision die wirkliche Stelle als nicht-corrigirt natürlich nochmals angezeichnet, die falsche Correctur hingegen, die sich vielleicht mehrere Zeilen weiter vor- oder rückwärts befindet, selten entdeckt, und so entstehen sinnentstellende Fehler, deren Ursprung später nicht leicht auszumitteln ist. Findet sich daher bei der letzten Revision eine solche nicht berichtigte Aenderung, so ist es rathsam, die nächsten Zeilen vor und nach der angezeichneten Stelle zu überlesen, um auszumitteln, ob dieselbe vom Setzer ganz übergangen oder an einer falschen Stelle gemacht ist.
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Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)