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gründen oder zu erhalten suchen, eingedenk, dass lange Druckfehlerverzeichnisse ihren Erzeugnissen nicht zur Zierde gereichen.

Aber wie oft lebt der Verfasser einer Schrift entfernt vom Druckorte, und die Eile des Druckes gestattet nicht, ihm die Correcturbogen zu eigner Durchsicht zu senden; wie oft auch mangelt ihm die nöthige Musse, sein im Drange des Berufes entstandenes Werk selbst zu prüfen; wie oft endlich geht ihm beides, Neigung und Zeit, ab, sich mit der minutiösen Arbeit einer genauen Durchgehung der Correcturen zu befassen!

Es ist daher nothwendig, dieses Geschäft Personen zu übertragen, die einerseits im Besitze von hinreichenden Sprach- und Sachkenntnissen sind, um theils die durch den Satz entstandenen Fehler, die Mängel in der Orthographie, Interpunction etc. zu verbessern, deren Berichtigung der Verfasser selbst immer voraussetzt, theils aber auch vorkommenden Irrthümern des Manuscriptes abzuhelfen oder nach Umständen den Verfasser aufmerksam darauf zu machen. Selten ist ein Manuscript so sorgfältig niedergeschrieben, dass es ohne alle Berichtigung abgedruckt werden könnte; gar oft findet der Corrector, ausser in der Orthographie und der Interpunction, auch in der Wortfolge und selbst in der Wahl der Worte Nachhülfe nöthig, ja nicht selten kommt er in die Verlegenheit, Lücken, Auslassungen, Anakolutha etc. im Manuscripte entfernter Verfasser nach eigener Conjectur ergänzen zu müssen.[1] Manche Handschriften wiederum sind an sich selbst so unleserlich, oder sie sind so flüchtig entworfen, dass bei der ersten Bekanntschaft mit denselben nicht wenig Anstrengung dazu gehört, sie zu enträthseln, besonders aber vorkommende


  1. Um noch grössere Verlegenheiten zu verhüten, ist es erforderlich, dass jedes Manuscript vor der Ablieferung zum Drucke vom Verfasser selbst paginirt sei, was allein vor einer bei manchen Manuscripten leicht möglichen Verwechselung der Bogen oder Blätter sichert, auch möglichen Verlust oder Verlegen derselben, das zuweilen grossen Aufenthalt und Schaden verursacht, noch zu rechter Zeit entdecken lässt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/83&oldid=- (Version vom 31.7.2018)