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Namen etc. mit Sicherheit zu lesen. Studium der Schriftzüge, Vergleichung der unleserlichen Buchstaben mit den gleichen Zügen in anderen Wörtern, Geduld und Ausdauer sind hier die einzigen Mittel, zum Ziele zu kommen.

Andererseits ist es aber auch wünschenswerth, dass ein Corrector mit den Eigenthümlichkeiten der Typographie, der Technik des Schriftsatzes, der Abstufung der Typengattungen, dem verschiedenen Charakter und Schnitte derselben etc. nicht unbekannt sei, damit er desto leichter die hier unterlaufenden Unregelmässigkeiten aufzufinden vermöge. Wer mit diesem Fache vertraut ist, wird, um hier nur Ein Beispiel anzuführen, bald auffinden, wo ein Buchstabe oder Zeichen aus einer anderen Schriftgattung sich in ein Wort eingeschlichen hat. Ein einziger fremdartiger Buchstabe ist im Stande, die Symmetrie, das gefällige Ansehen eines Wortes zu stören; das ungeübte Auge empfindet jedenfalls auch die Unregelmässigkeit und fühlt sich dadurch beleidigt, vermag aber oft nicht den Fehler zu entdecken, der nur dem darauf geübten offen liegt. Es ist in der besten Officin nicht ganz zu vermeiden, dass Buchstaben, aus Versehen oder Unachtsamkeit, unter Schriften von gleicher Höhe (Kegel), aber nicht von gleichem Schnitte oder Gusse gerathen, häufig auch wohl aus Noth, bei eintretendem Mangel der eigentlichen Schriftsorten, zu Hülfe genommen, nachher aber wieder abzusondern vergessen werden; viele Mühe kostet es oft, eine Schrift von solchen Eindringlingen zu reinigen, und lange nachher findet man, da sie dem Auge so leicht entgehen, noch dergleichen; der Corrector muss daher in solchem Falle doppelte Mühe aufwenden, um eine baldige Purification zu bewirken.

Noch manche andere Vortheile kommen dem Letzteren zu statten, wenn er mit dem typographischen Fache bekannt ist, und machen ihn geschickt, nicht nur sich selbst diese mühsame Arbeit zu erleichtern, sondern auch in einem höheren Grade nützlich zu sein; daher wäre es wünschenswerth, dass, wie in England, auch bei uns die erste Correctur mehr als bis jetzt geschieht, von Schriftsetzern besorgt würde, die neben der Vertrautheit mit ihrem Fache auch die dazu erforderlichen

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Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)