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Geisteserzeugnisse auch in formaler Beziehung nach eigenen Grundsätzen zu behandeln;

3) einige Bekanntschaft mit den vorzüglichsten alten und neueren Sprachen, hauptsächlich in Beziehung auf die Orthographie und die, von der deutschen oft abweichende Interpunction derselben. Zwar ist von einem Buchdruckerei-Corrector nach seinem Standpunkte keine tiefe oder umfassende, wissenschaftliche Sprachkunde zu verlangen; je ausgebreiteter aber dessen Kenntniss in diesem Fache ist, desto mehr vermag er zu leisten und desto leichter wird ihm selbst sein Beruf. Dasselbe ist der Fall mit der Terminologie der verschiedenen Wissenschaften und Künste, des Handels und der zahlreichen technischen Gewerbe – ein weites Feld, wo man nie auslernt und oft von den besten Wörterbüchern und Encyclopädien im Stiche gelassen wird. Als Beispiel sei hier nur die Geographie erwähnt, wo die Unbestimmtheit in der Rechtschreibung, besonders in deren aussereuropäischem Theile, sehr gross ist, während die jetzt mächtig vorwärtsschreitende Erdkunde täglich mit bisher unbekannten Orten, Flüssen u. s. w. auch neue Namen in die Lexicographie einführt, deren Rechtschreibung im Anfange fast immer unrichtig erscheint und nur allmälig sich feststellen lässt. – Die sicherste Bürgschaft für die Correctheit eines Werkes, dessen Manuscript flüchtig entworfen, und eine grosse Erleichterung für den Corrector ist es, wenn wenigstens die unbekannten technischen u. s. w. Wörter, sowie die vorkommenden Personen- und Ortsnamen deutlich geschrieben oder am Rande mit lateinischen Buchstaben wiederholt werden; leider aber geschieht das gerade bei den unleserlichsten Manuscripten am seltensten. – Ueberdies ist es nothwendig, dass der Corrector
4) die Fähigkeit besitzt, den Sinn des Manuscriptes richtig aufzufassen und mit Leichtigkeit sich in den Geist des Verfassers zu versetzen. Dies giebt den besten Anhaltepunkt
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Weber (Hrsg.): Bibliopolisches Jahrbuch für 1841. J. J. Weber, Leipzig 1841, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bibliopolisches_Jahrbuch_1841.pdf/91&oldid=- (Version vom 31.7.2018)