Seite:Bilder-Brevier der Dresdner Gallerie.pdf/108

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der Brief.
Von Caspar Netscher.


Es ruht das Kinn auf Hand und Ellenbogen!
     Das Auge irrt sehnsüchtig weit hinaus –
     Und die Gedanken eilen noch voraus –
Wie weit, wie weit sind sie wohl fortgeflogen?

5
Wo weilt sie, die dem Jüngling hold gewogen,

     Als seine Locken kindlich noch und kraus –
     Die seiner denkt, jetzt da des Lebens Braus
In seine Strudel ihn hineingezogen? – –

Sieh’st du die alte Karte an der Wand?

10
In ihres schwarzen Rahmens schmalem Rand

Umfasst sie seiner Theuren Vaterland!

Sie birgt den Ort wohin die Seufzer eilen,
Wo seines Herzens reinste Wünsche weilen –
„Ach! käm’ er selbst – statt seines Briefes Zeilen!“



Empfohlene Zitierweise:
Text von Julius Hübner: Bilder-Brevier der Dresdner Gallerie. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze, Dresden 1857, 1859, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder-Brevier_der_Dresdner_Gallerie.pdf/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)