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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

„Sei jetzt daran wahr, was da wolle, so könne man viel daraus lernen, sagte der jüngere Götti, und dazu hätten sie noch kurze Zeit gehabt, es dünke ihn, er sei erst aus der Kirche gekommen.“

„Sie sollten nicht zu viel sagen, sagte die Großmutter, sonst fange ihr Alter ihnen eine neue Geschichte an, sie sollten jetzt auch einmal essen und trinken, es sei ja eine Schande, wie Niemand esse und trinke. Es solle doch nicht alles schlecht sein, sie hätten alles angewendet, so gut sie es verstanden.“

Nun ward viel gegessen und viel getrunken und zwischendurch gewechselt manche verständige Rede, bis groß und golden am Himmel der Mond stund, die Sterne aus ihren Kammern traten, zu mahnen die Menschen, daß es Zeit sei, schlafen zu gehen in ihre Kämmerlein.

Die Menschen sahen die geheimnißvollen Mahner wohl, aber sie saßen da so heimelig und Jedem klopfte es unheimlich unterm Brusttuch, wenn er ans Heimgehn dachte, und wenn es schon Keiner sagte, so wollte doch Keiner der Erste sein.

Endlich stund die Gotte auf und schickte mit zitterndem Herzen zum Weggehen sich an, doch es fehlte ihr an sicheren Begleitern nicht, und mit einander verließ die ganze Gesellschaft das gastliche Haus mit vielem Dank und guten Wünschen, trotz allen Bitten an Einzelne, an die Gesammtheit: doch noch länger zu bleiben, es werde ja nicht finster.

Bald war es still ums Haus, bald auch still in demselben. Friedlich lag es da, rein und schön glänzte es in des Mondes Schein das Thal entlang, sorglich und freundlich barg es brave Leute in süßem Schlummer, wie die schlummern, welche Gottesfurcht und gute

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)