Seite:Bilder und Sagen aus der Schweiz I.pdf/28

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

begreifen, wie man sich in einem so schlechten Hause so lange leiden kann, wenn man Geld und Holz genug zum Bauen hat, wie ihr zum Exempel.“ „Vexier nicht, Vetter“, sagte der Großvater, „es hat von Beidem nichts zu rühmen; dann ist das Bauen eine wüste Sache, man weiß wohl wie man anfängt, aber nie wie man aufhört, und manchmal ist einem noch dies im Wege oder das, an jedem Orte etwas anderes.“

„Mir gefällt das Haus ganz ausnehmend wohl“, sagte eine der Frauen. „Wir sollten auch schon lange ein neues haben, aber wir scheuen immer die Kosten. Sobald mein Mann aber kommt, muß er dieses recht besehen, es dünkt mich, wenn wir so eins haben könnten, ich wäre im Himmel. Aber fragen möchte ich doch, nehmt es nicht für ungut, warum da gleich neben dem ersten Fenster, der wüste schwarze Fensterposten (Bystel) ist, der steht dem ganzen Hause übel an.“ – Der Großvater machte ein bedenkliches Gesicht, zog noch härter an seiner Pfeife und sagte endlich: „Es hätte an Holz gefehlt beim Aufrichten, kein anderes sei gleich bei der Hand gewesen, da habe man in Noth und Eile einiges vom alten Hause genommen.“ „Aber“, sagte die Frau, „das schwarze Stück Holz war ja noch dazu zu kurz, oben und unten ist es angesetzt, und jeder Nachbar hätte euch von Herzen gerne ein ganz neues Stück gegeben.“ „Ja, wir haben es halt nicht besser g’sinnet und durften unsere Nachbaren nicht immer von neuem plagen, sie hatten uns schon genug geholfen mit Holz und Fahren“, antwortete der Alte.

„Hör, Aetti“, sagte der Vetter, „mache nicht Schneckentänze, sondern gib die Wahrheit an und aufrichtigen Bericht. Schon Manches habe ich raunen hören, aber Punktum das Wahre nie vernehmen können. Jetzt schickte

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)