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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

sie je jünger je lieber, je früher ich ein Kind erziehen kann auf meine Manier, um so weiter bringe ich es, dazu habe ich aber das Taufen gar nicht nöthig und will es nicht.“ Da sah Christine wohl, daß er mit keinem andern Lohne sich werde begnügen wollen; aber es wuchs in ihr immer mehr der Gedanke: das wäre doch der Einzige der nicht zu betrügen wäre.

Darum sagte sie: wenn aber einer etwas verdienen wolle, so müßte er sich mit dem Lohne begnügen, den man ihm geben könne, sie aber hätten gegenwärtig in keinem Hause ein ungetauft Kind und in Monatsfrist gäbe es keins, und in dieser Zeit müßten die Buchen geliefert sein. Da schwänzelte gar höflich der Grüne und sagte: „Ich begehre das Kind gar nicht zum Voraus. Sobald man mir verspricht, das Erste zu liefern ungetauft, welches geboren wird, so bin ich schon zufrieden.“ Das gefiel Christine gar wohl. Sie wußte, daß es in geraumer Zeit kein Kind geben werde in ihrer Herren Gebiet. Wenn nun einmal der Grüne sein Versprechen gehalten und die Buchen gepflanzet seien, so brauche man ihm gar nichts mehr zu geben, weder ein Kind noch etwas anders; man lasse Messen lesen zu Schutz und Trutz und lache tapfer den Grünen aus, so dachte Christine. Sie dankte daher schon ganz herzhaft für das gute Anerbieten und sagte: es sei zu bedenken und sie wolle mit den Männern darüber reden. „Ja“, sagte der Grüne, „da ist gar nichts mehr weder zu denken noch zu reden. Für heute habe ich euch bestellt, und jetzt will ich den Bescheid; ich habe noch an gar vielen Orten zu thun und bin nicht blos wegen euch da. Du mußt mir zu oder ab sagen, nachher will ich von dem ganzen Handel nichts mehr wissen.“ Christine wollte die Sache verdrehen, denn sie nahm sie nicht gerne auf sich,

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)