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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

seien die einmal oben, so könne man immer noch sagen, was man machen wolle, die Hauptsache sei, daß bis dahin, so viel ihr bekannt, unter ihnen kein Kind werde geboren werden.

Vielen lief es kalt den Rücken auf bei der Erzählung, aber daß man dann noch immer sehen könne, was man machen wolle, das gefiel Allen wohl.

Nur ein junges Weibchen weinte gar bitterlich, daß man unter seinen Augen die Hände hätte waschen können, aber sagen that es nichts. Ein alt ehrwürdig Weib dagegen, hochgestaltet und mit einem Gesichte, vor dem man sonst sich beugen oder vor ihm fliehen mußte, trat in die Mitte und sprach: Gottvergessen wäre es gehandelt, auf das Ungewisse das Gewisse stellen und spielen mit dem ewigen Leben. Wer mit dem Bösen sich einlasse, komme vom Bösen nimmer los, und wer ihm den Finger gebe, den behalte er mit Leib und Seele. Aus diesem Elend könne Niemand helfen als Gott, wer ihn aber verlasse in der Noth, der versinke in der Noth. Aber dießmal verachtete man der Alten Rede und schweigen hieß man das junge Weibchen, mit Weinen und Heulen sei einem dießmal nicht geholfen, da bedürfe man Hülfe anderer Art, hieß es.

Räthig wurde man bald die Sache zu versuchen. Bös könne das kaum gehen im bösesten Falle; aber nicht das erste Mal sei es, daß Menschen die schlimmsten Geister betrogen, und wenn sie selbst nichts wüßten, so fände wohl ein Priester Rath und Ausweg. Aber im finstern Gemüthe soll mancher gedacht haben, wie er später bekannte: gar viel Geld und Umtriebe wage er nicht eines ungetauften Kindes wegen.

Als der Rath nach Christinens Sinn gefaßt wurde, da war es als ob alle Wirbelwinde über dem Hause

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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)