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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

zusammenstießen, die Heere der wilden Jäger vorübersausten; die Pfosten des Hauses wankten, die Balken bogen sich, Bäume splitterten am Hause, wie Speere auf einer Ritterbrust. Blaß wurden drinnen die Menschen, Grauen überfiel sie, aber den Rath lösten sie nicht; bei grauendem Morgen begannen sie seine Ausführung.

Schön und hell war der Morgen. Gewitter und Hexenwerk verschwunden, die Aexte hieben noch einmal so scharf als sonst, der Boden war locker und jede Buche fiel gerade wie man sie sonst haben wollte, kein Wagen brach mehr, das Vieh war willig und stark und die Menschen geschützt vor jedem Unfall, wie durch unsichtbare Hand. Nur eines war sonderbar. Unterhalb Sumiswald führte damals noch kein Weg ins hintere Thal; dort war noch Sumpf, den die zügellose Grüne bewässerte, man mußte den Stalden auf durchs Dorf fahren, an der Kirche vorbei.

Sie fuhren wie an den frühern Tagen immer drei Züge auf einmal, um einander helfen zu können mit Rath, Kraft und Vieh, und hatten nun nur durch Sumiswald zu fahren, außerhalb des Dorfes den Kirchstalden ab, an dem eine kleine Kapelle stand; unterhalb desselben auf ebenem Wege hatten sie die Buchen abzulegen. Sobald sie den Stalden auf waren und auf ebenem Wege gegen die Kirche kamen, so ward das Gewicht der Wagen nicht leichter, sondern schwerer und schwerer, sie mußten Thiere vorspannen, so viele sie deren hatten, mußten unmenschlich auf sie schlagen, mußten selbst Hand an die Speichen legen, dazu scheuten die sanftesten Rosse, als ob etwas Unsichtbares vom Kirchhofe her ihnen im Wege stehe, und ein dumpfer Glockenton, fast wie der verirrte Schall einer fernen

Empfohlene Zitierweise:
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)