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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1

Die Erleichterung, welche die Bauern sich verschafft, war ihm daher ganz recht, und es war ihm auch ganz gleichgültig, ob sie dafür ihre Seelen verschrieben; denn was gingen ihn der Bauern Seelen an, wenn einmal der Tod ihre Leiber genommen. Er lachte jetzt über seine Ritter und schützte die Bauern vor ihrem Muthwillen. Diese wollten den Handel doch ergründen und sandten Knappen zur Wache; die fand man des Morgens halb todt in Gräben, wohin eine unsichtbare Hand sie geschleudert.

Da zogen zwei Ritter hin nach Bärhegen; es waren kühne Degen, und wo ein Wagniß zu bestehen gewesen im Heidenland, da hatten sie es bestanden. Am Morgen fand man sie erstarrt am Boden, und als sie der Rede wieder mächtig waren, sagten sie, ein rother Ritter mit feuriger Lanze hätte sie niedergerannt. Hie und da konnte eine neugierige Weibsseele sich nicht enthalten, wenn es Mitternacht war, durch eine Spalte oder Lucke nach dem Wege im Thale zu sehen. Alsbald wehete ein giftiger Wind sie an; das Gesicht schwoll auf, Wochen lang konnte man weder Nase noch Augen sehen, den Mund mit Mühe finden. Da verging den Leuten das Spähen, und kein Auge sah mehr zu Thale, wenn Mitternacht über demselben lag.

Einmal aber kam plötzlich einen Mann das Sterben an; er bedurfte des letzten Trostes, aber Niemand durfte den Priester holen, denn Mitternacht war nahe und der Weg führte am Kilchstalden vorbei. Da lief ein unschuldig Bübchen, Gott und Menschen lieb, aus Angst um den Vater ungeheißen Sumiswald zu. Als es gegen den Kilchstalden kam, sah er von dort die Buchen auffahren vom Boden, jede von zwei feurigen Eichhörnchen gezogen und nebenbei sah es reiten auf schwarzem Bocke einen grünen Mann, eine feurige Geisel

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Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne. In: Bilder und Sagen aus der Schweiz, Band 1. Jent & Gaßmann, Solothurn 1842, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bilder_und_Sagen_aus_der_Schweiz_I.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)